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Großbritannien: Neu entdeckte Dinosaurier waren neun Meter lange Uferjäger

Nicht ganz so groß wie ihr enger Verwandter Spinosaurus, aber trotzdem eindrucksvoll: Am Strand des Ärmelkanals wurden nun gleich zwei neue Dinosaurier entdeckt.
Rekonstruktionen der beiden Dinosaurier in ihrer einstigen Lebenswelt

Am Strand der Isle of Wight haben Fossiliensammler und Dinosaurierexperten die Überreste von zwei bislang unbekannten Dinosaurierarten gefunden. Der »gehörnte krokodilgesichtige Höllenreiher« Ceratosuchops inferodios und »Milners Uferjäger« Riparovenator milnerae halten, was ihre Artnamen versprechen: Als rund neun Meter lange Raubsaurier standen sie an der Spitze der Nahrungskette und jagten vermutlich – ganz ähnlich wie Reiher – am Rand von Gewässern. Ihre dolchartigen Zähnen und die lange Schnauze ermöglichten es ihnen, unter Wasser nach Fischen zu schnappen. Sie verschmähten aber wohl auch landlebende Beute nicht, ganz ähnlich wie Reiher, die für eins der beiden Tiere Pate standen.

Wie die Gruppe um Chris Barker und Neil Gosling von der University of Southampton im Fachblatt »Scientific Reports« erörtert, gehörten die beiden Reptilien zu den Spinosaurierartigen (Spinosauridae), deren bekanntester Vertreter Spinosaurus selbst ist – nach heutigem Stand der größte Fleisch fressende Dinosaurier, der je gelebt hat.

Auf den Britischen Inseln wurden bislang nur die Überreste von einem engen Spinosaurusverwandten gefunden, Baryonyx, der 1983 in einem Steinbruch in Surrey entdeckt wurde. Den Fund hatte die unlängst verstorbene Paläontologin Angela Milner bearbeitet, nach der nun einer der beiden neu entdeckten Spinosaurier benannt wurden. Dass nun gleich zwei weitere Arten an einem Fundplatz dazukamen, werten die Fachleute als großen Glücksfall.

Die beiden Spinosaurier | Erhaltene Knochenteile sind in Weiß dargestellt. Im Vordergrund befindet sich Ceratosuchops inferodios. Die erhaltenen Schädelpartien verraten, dass er oberhalb der Augen markante knochenartige Auswüchse hatte. Der rund 1,85 Meter große Mensch dient zum Größenvergleich.

Insgesamt wurden an der Fundstelle über 50 Knochen der beiden Dinosaurier aus Gestein der Wessex-Formation frei gelegt, die vor über 125 Millionen Jahren in der frühen Kreidezeit abgelagert wurde. Erhalten sind beispielsweise die beiden Vorderenden des langen schmalen Schädels.

»Wir haben festgestellt, dass sich die Schädel nicht nur von Baryonyx unterscheiden, sondern auch voneinander, was darauf hindeutet, dass Großbritannien eine größere Vielfalt an Spinosauriern beherbergte als bisher angenommen«, sagt Erstautor Chris Barker in einer Pressemitteilung seiner Universität.

Die Knochen wurden über einen Zeitraum von mehreren Jahren am Strand von Brighstone entdeckt. Aufmerksame Fossiliensammler fanden zunächst Teile der beiden Schädel, und ein Team des Dinosaur Isle Museum barg später einen großen Teil des Schwanzes von einem der beiden Dinos.

Die Felsen aus der frühen Kreidezeit auf der Isle of Wight deuten darauf hin, dass Ceratosuchops inferodios und Riparovenator milnerae in einer Auenlandschaft mit einem mediterranen Klima lebten. Trotz des eher milden Klimas wüteten dort regelmäßig Waldbrände. Die Überreste von verbranntem Holz sind heute überall auf den Klippen zu sehen. Ein großer Fluss und andere Gewässer zogen die Dinosaurier an und beherbergten verschiedene Fische, Haie und Krokodile, so dass der Lebensraum den neu entdeckten Spinosauriern viele Jagdmöglichkeiten bot.

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