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News: Auf krummen Wegen durchs Gehirn

Ganz ohne herkömmliche chirurgische Handarbeit funktioniert ein neues Verfahren, einen Katheter durch das Gehirn zu leiten. Äußere, mittels Supraleitern erzeugte Magnetfelder ziehen dabei eine Sonde auf frei bestimmbaren Wegen durch das Gewebe. Die Route legt der Chirurg anhand von Magnetresonanzbildern fest. Lebenswichtige Hirnbereiche können so umgangen werden.
Der erste Patient, dem auf diese Weise am Barnes-Jewish Hospital in St. Louis eine Gewebeprobe entnommen wurde, war ein 31jähriger Mann mit einem Tumor im Stirnlappen. Insgesamt werden fünf Patienten an einem ersten klinischen Test teilnehmen. "Obwohl unser Schwerpunkt zu Beginn bei neurochirurgischen Anwendungen liegt", glaubt Bevil J. Hogg, Präsident der Firma Stereotaxis, die das System entwickelt hat, daß es "das Potential hat, auch bei vielen kardio- und neurovaskulären Verfahren eingesetzt zu werden".

Bei der Methode wird zuerst mit Magnetresonanz-Tomographie (Magnetic Resonance Imaging) ein Computerbild des Gehirns erstellt. In diesem Bild legt der Chirurg die Route des Katheders fest, wobei er wichtige Bereiche des Gehirns meidet. Über ein kleines Loch in der Schädeldecke wird dann der Katheder eingeführt. Er enthält einen Führungsdraht mit einem etwa reiskorngroßes Stück magnetischen Materials. Der Kopf des Patienten ist von supraleitenden Magneten umgeben. Deren Feldstärken werden vom Computer so gesteuert, daß die Spitze des Katheders mit dem magnetischen Material langsam entlang der festgelegten Route durch das Gehirn wandert. Nach jedem Millimeter werden die Position und die weitere Bahn neu berechnet. In etwa fünf Minuten ist der Zielort errreicht, und der Führungsdraht kann aus dem Katheder gezogen werden. In das Katheter wird nun ein flexibles Biopsieinstrument eingeführt und die Gewebeprobe entnommen. Anschließend entfernt man den Katheder wieder. Die Verbindung von Magneten, Computern und modernen bildgebenden Verfahren kann nach Aussage von Hogg "die Fähigkeit des Mediziners verbessern, zu schwer zugänglichen Regionen des Körpers zu gelangen, was sowohl zu einer höheren Genauigkeit der Diagnose als auch zu besseren Behandlungsergebnissen führt."

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