Direkt zum Inhalt

News: Auf Mammutjagd im Südschwarzwald

Eine Notgrabung in Tübingen zu den Lebensbedingungen des Neandertalers brachte zahlreiche Knochenfunde im Alter von 50.000 bis 100.000 Jahren zutage.
Ende letzter Woche ist nach zweieinhalb Monaten eine Notgrabung, die die urgeschichtliche Abteilung der Universität Tübingen (Leitung: Prof. Nicholas Conard) in Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt Freiburg (Leitung: Rolf Dehn) durchführte, zu Ende gegangen.

In einem Kalksteinbruch bei Bollschweil südlich von Freiburg, der von einem Zementwerk abgebaut wird, hat das international besetzte Tübinger Archäologenteam zahlreiche Tierknochen aus der letzten Eiszeit gefunden und geborgen, deren Alter in einer ersten Datierung auf 50.000 bis 100.000 Jahre angesetzt wird. Die Knochen stammen von Mammut, Wollnashorn, Pferd, großen Rindern sowie einigen Kleintieren.

Da auch mindestens fünf eindeutig als „Artefakte” bestimmte Steinwerkzeuge gefunden wurden, ist ein Zusammenhang mit der gezielten Jagd der Tiere durch die damals in diesem Raum lebenden Neandertaler wahrscheinlich. Eine genaue Untersuchung der Knochenfunde in den archäozoologischen Labors der Universität Tübingen wird diese Frage klären. Damit wäre der erste Nachweis von Mammutjagd durch Neandertaler in Süddeutschland geführt. Gleichzeitig werden durch das Projekt auch neue Erkenntnisse über die Anpassungsfähigkeit des Neandertalers an schwierige Lebensbedingungen gewonnen, wie sie in der sogenannten „Mammutsteppe” während der letzten Eiszeit herrschten, als die Alpengletscher am Oberrhein bis Schaffhausen reichten.

Die Ausgrabung wurde gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Geowissenschaftlichen Sonderforschungsbereichs 275, der sich mit den Zusammenhängen von Klima und Umwelt in der Erdgeschichte beschäftigt. Entdeckt hatten die Fundstelle zwei Hobbyarchäologen (Rudolf Ritz aus Weil am Rhein und Emil Blattmann aus Freiburg). Zur Weiterführung der Abbauarbeiten im Steinbruch wird das Ausgrabungsgelände voraussichtlich zu Beginn des nächsten Jahres gesprengt. Die Tübinger Archäologen betonen, daß sie bei ihrer Ausgrabung wertvolle Unterstützung durch die Firma Koch, die das Zementwerk in Bollschweil betreibt, erhalten hat.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.