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Neandertaler: Auf Robbenjagd am Mittelmeer

In zwei direkt am Meer gelegenen Höhlen nahe Gibraltar sind Wissenschaftler auf ein steinzeitliches Camp gestoßen. Neben mehreren Schichten von Muschelschalen und Knochen fanden die Forscher auch neandertalerzeitliche Feuerstellen und Steingeräte. Der seltene Fund zeigt, dass der Vormensch Muscheln sammelte und Meerestiere erlegte.

Der Paläontologe Chris Stringer vom Natural History Museum in London und sein Team untersuchten die mindestens 32 000 Jahre alten Speisereste des älteren "Cousins" des Menschen. Diese zeigten, was über mehrere Saisons hinweg gejagt und gegessen wurde: Wildtiere, Fisch, Meeresfrüchte, Meeresvögel, Delfine und Robben.

Stringer geht sogar davon aus, dass die Neandertaler ihre Lager gezielt und zu bestimmten Jahreszeiten an der Küste aufschlugen. Indizien dafür seien die vielen Knochen von jungen Robben. Seiner Meinung nach kamen die Jäger immer dann an den Strand, wenn es dort Jungtiere gab – leichte Beute für die Steinzeitmenschen.

Robbenfleisch ist äußerst nahrhaft und fettreich. Schnittspuren von prähistorischen Steinwerkzeugen auf den Knochen zeigen, wie die Neandertaler die Meeressäuger zerlegten. Zuerst schnitten sie die Flossen ab und zogen dann die Haut als Ganzes vom Körper. Ähnlich häuten auch die Inuit in der Arktis ihre erlegten Seehunde.

Die beiden Höhlen waren aber keine Wohnungen, sondern eher ein temporärer Lagerplatz, von wo aus die Jäger die umliegenden Ökosysteme – Strand, Küste und Inland – erkundeten. Anschließend trafen sie sich an der geschützten Stelle, zerteilten die Beute und bereiteten sie zum Transport ins Wohnlager vor.

Robin Gerst

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