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Auftrieb: Warum unsere Ausscheidungsprodukte nur manchmal schwimmen

Es gibt nichts, was nicht untersucht wird. Das gilt auch für die Schwimmeigenschaften unserer Verdauungsüberreste. Nun soll die ultimative Antwort vorliegen.
Würstchen im Topf
Nicht alle Würstchen schwimmen im Topf oben.

Tatsächlich seit Jahrzehnten stellt sich die Wissenschaft die Frage, warum der Kot mancher Menschen in einer wassergefüllten Kloschüssel meist schwimmt, während er bei anderen sofort absinkt: Geschätzt 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung sollen zur ersten Gruppe gehören. Eine These dazu gab es seit 1972; ihr zufolge sollen die Schwimmeigenschaften mit dem Gasgehalt der Verdauungsprodukte zusammenhängen. Zuvor führte man dies vor allem auf den Fettgehalt des Stuhls zurück. Nagarajan Kannan von der Mayo Clinic in Rochester und sein Team konnten die gasbasierte Vermutung nun wohl endgültig bestätigen, wie sie in »Scientific Reports« berichten.

Wie die Arbeitsgruppe bemerkt hatte, produzierten extra ohne Darmflora gezüchtete Mäuse stets Kot, der im Wasser unterging. Dagegen erzeugte die Hälfte aller Artgenossen mit normalem Mikrobiom auch Stuhl, der obenauf schwamm. Das weckte das Interesse der Forscher, die deshalb den keimfreien Nagern Darmbakterien von normalen Mäusen beziehungsweise zweier junger Frauen injizierten. Daraufhin produzierten auch die so behandelten Tier schwimmfähigen Kot.

»Jetzt gibt es keine Zweifel mehr, was den Stuhl zum Schwimmen bringt: das Gas von Darmmikroben, nicht verschluckte Luft oder anderen Ursachen«, sagt Kannan. Eine genauere Untersuchung der auftreibenden Fäkalien zeigte außerdem, dass sie mehrere Gas erzeugende Bakterien aufwiesen, etwa Bacteroides ovatus und Bacteroides uniformis. Beide führen auch bei Menschen zu erhöhter Methanproduktion und häufigeren Blähungen. Unbekannt ist allerdings noch, welche Gasmengen die verschiedenen Mikroben beitragen und damit, wer den entscheidenden Impuls für den Auftrieb gibt. Das sollen weitere Tests ermitteln.

Ebenfalls unklar sei, ob die Schwimmeigenschaften etwas über die generelle Darmgesundheit bei Menschen aussagen könnten, so die Wissenschaftler. Die Zusammensetzung der Darmflora werde etwa über die Ernährung, die generelle Umwelt oder auch die Art der Geburt der jeweiligen Person gesteuert. All diese Faktoren müsse man bei der Analyse berücksichtigen.

Die These von 1972 ging wohl auf ein Gespräch zwischen dem Gastroenterologen Michael Levitt von der University of Minnesota Hospitals und dessen Studenten William Duane zurück, der offenbarte, dass sein Stuhl immer schwimmen würde. Kurze Zeit später lieferte Duane eine Stuhlprobe ab, welche die beiden Forscher komprimierten, worauf sie anschließend im Wasser absank. Daraufhin sammelten sie Testmaterial von 33 Personen ein, von denen neun schwimmenden Kot erzeugten. Als Levitt und Duane diesen unter Druck entgasten, sank das Material ebenfalls ab. Die Forscher vermuteten damals bereits, die Darmflora sei der Auslöser: Zwei Proben wiesen sehr hohe Methangehalte auf, die bei der unzureichenden Verdauung von kohlenstoffreicher Nahrung entstanden sein mussten. Nur der endgültige Beweis stand noch aus.

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