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Wirbelstürme: Auge heizt dem Sturm ein

Hurrikan Bonnie
Im Gegensatz zu früheren Annahmen führt wohl auch das augenscheinlich ruhige Zentrum eines Wirbelsturms – das so genannte Auge – dem Hurrikan Energie zu und verstärkt ihn dadurch. Zu diesem Schluss kommen Klimatologen um Scott Braun vom Goddard Space Flight Center der Nasa in Greenbelt, nachdem sie Satellitendaten von Hurrikan Bonnie aus dem Jahr 1998 und Computeranimationen ausgewertet haben.

Demnach ist der Luftmassenaustausch zwischen dem Auge und den umgebenden Wolkenwänden bei weitem nicht so trivial wie bislang vermutet: Die einzelnen Luftpakete fließen nicht einfach nur vom Zentrum in die erste Wand, wo sie aufsteigen, Wolken ausbilden und Wärmeenergie nach oben transportieren, bevor sie nach außen hin abfließen. Stattdessen lösen sich aus dem direkten Ring um das Auge bereits feuchte Luftmassen, die ins Zentrum ziehen und dort weitere Feuchtigkeit aufnehmen, bevor sie wieder rasch in die Wolkenwand zurückkehren. Die zusätzlich zugeführte Energie heizt den Wirbelsturm an und lässt ihn stärker werden.

Zwischen dem Auge und seinem Ring entstehen in der Folge starke Wirbel, die an ihrer Basis die angesaugte Luft schnell nach oben reißen. Diese Aufwinde tragen die Feuchtigkeit wesentlich höher als unter weniger extremen Bedingungen und bilden dadurch so genannte "Heiße Türme" aus – große Wolken, die bis an die obere Grenze der Troposphäre in zehn bis zwölf Kilometer Höhe aufragen und große Mengen an Wärmeenergie mit sich führen. Diese Türme kennzeichnen Stürme, die an Kraft zulegen.

Diese neuen Erkenntnisse könnten auch erklären, warum manche Hurrikane sich trotz nachteiliger Bedingungen – etwa wenn sie über kühleres Wasser ziehen oder Scherwinde auftreten – nicht abschwächen oder sogar noch intensivieren. (dl)

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