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News: Aus dem Wasser und in die Wälder

Irgendwann in dunkler Vorzeit machten sich einige Wirbeltiere auf um ihren angestammten Lebensraum im Wasser zu verlassen. Sie folgten den Pflanzen und Insekten aufs Trockene. Das war natürlich ein langwieriger evolutionärer Prozess mit vielen Zwischenstufen - Lebewesen also, die sowohl im Wasser als auch an Land lebten und die Fortbewegung auf dem Trockenen zunehmend verbesserten. Bislang fehlte noch ein entscheidendes Bindeglied in der Ahnenreihe der Landbewohner. Doch Unterkiefer dieses missing link fanden jetzt möglicherweise Forscher an der Ostseeküste Estlands und Lettlands.
Geltende Lehrmeinung ist, dass wir Menschen, wie alle anderen Wirbeltiere zu Lande, von einer kleinen Gruppe von Fischen abstammen. Wahrscheinlich handelte es sich um Lungenfische, die sich vor etwa 365 Millionen Jahren daran machten, das Wasser zu verlassen. Dafür sprechen anatomische und entstehungsgeschichtliche Indizien, wie beispielsweise die Entwicklung der Glieder und der Schädelformen. Doch der Ablauf des Landganges der Wirbeltiere konnte bislang nicht lückenlos nacherzählt werden. Eine Lücke von ein paar Millionen Jahren klafft noch zwischen dem jüngsten Fisch mit Gliedmaßen (Panderichthys) und den ältesten Vierfüßlern an Land.

Zwei fossile Kieferknochen, die an den Küsten von Estland und Lettland entdeckt wurden, passen möglicherweise genau in diese Kluft. Eher zufällig fand der Paläonthologe Per Ahlberg vom National History Museum in London die beiden Fragmente in den Schubladen zweier Landesmuseen der Ostsee-Anrainer. Nun will er selbst mit seinen Leuten Grabungen an der Küste vornehmen, in der Hoffnung ein ganzes Skelett zu entdecken.

Denn so aufregend der Fund auf den ersten Blick auch wirken mag: Die Unterkiefer-Fragmente sind bloß ein paar Zentimeter lang, zeigen aber mehrere Zahnreihen – anders als alle bisher gemachten Funde aus dieser Zeit. "Anhand der kleinen Bruchstücke lassen sich jedoch keinerlei Aussagen darüber treffen, ob das Tier Beine oder Flossen hatte", meint Ahlberg. Seine Kollegin Jenny Clack von der University of Cambridge meint auch, dass der Fund in die entwicklungsgeschichtliche Lücke zwischen Fischen und Landbewohnern passe, "aber es ist zu früh um zu behaupten, dass diese Wesen auf vier Beinen gingen."

Beide Wissenschaftler vermuten, dass die Fossilien von einem Lebewesen stammen, das sehr dicht mit Panderichthys verwandt ist. Einen Namen bekam die neue Spezies auch schon, nur will Ahlberg ihn geheimhalten, bis er seine Ergebnisse in Paleontology veröffentlicht hat – voraussichtlich im August dieses Jahres. Siehe auch

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