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Keeling-Kurve: Ausbruch des Mauna Loa reißt Lücke in berühmte Klimadaten

Auf Hawaii muss die längste und vollständigste Messung zur atmosphärischen CO2-Konzentration derzeit pausieren: Es fehlt der Strom, Lava versperrt den Zugang zum Observatorium. Bis es weitergeht, könnten Monate vergehen.
Mauna Loa Observatory in Hawaii
Die Messstation auf dem Mauna Loa wird von der US-amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) betrieben. Sie sammelt seit Jahrzehnten wichtige Klimadaten.

Fast 40 Jahre war es ruhig am Mauna Loa auf Hawaii. Doch nun ist der Vulkan, der den größten Teil der hawaiianischen Hauptinsel einnimmt, erneut ausgebrochen: Um kurz vor Mitternacht am 27. November 2022 meldeten die Behörden den Beginn der Eruption, inzwischen fließt Lava aus Felsspalten heraus. Gefahr für die Gemeinden hangabwärts habe zunächst nicht bestanden. Dafür hat der Ausbruch allerdings die Instrumente der Mauna-Loa-Messstation lahmgelegt, die seit Jahrzehnten wichtige Klimadaten sammelt: Die Lavaströme der anhaltenden Eruption haben den Zugang zum Observatorium versperrt und die Stromversorgung gekappt, wie die Scripps Institution of Oceanography der University of California in San Diego berichtet, die an den Messungen vor Ort beteiligt ist. Unter anderem für die berühmte Keeling-Kurve, auf der seit 1958 fast lückenlos die Werte für den Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre verzeichnet werden, können deshalb seit dem Morgen des 28. November (Ortszeit) keine Daten mehr gesammelt werden.

Die Keeling-Kurve, die nach dem Klimaforscher Charles David Keeling benannt wurde, gehört zu den historisch bedeutsamsten Klimaaufzeichnungen der Welt. Sie zeigt deutlich, wie die Kohlendioxidkonzentration in der Erdatmosphäre seit Mitte der 1960er Jahre gestiegen ist – von 313 Millionstel (parts per million) im Jahr 1958 auf im Schnitt 415,5 Millionstel im Jahr 2021. Andere Datenreihen kommen zwar inzwischen zu ähnlichen Ergebnissen, doch keine von ihnen ist bisher so lang und lückenlos geführt worden wie die Keeling-Kurve. Sie gilt deshalb als einer der wichtigsten Belege für die menschengemachte Erderwärmung.

Die Forscher wählten damals den Mauna Loa als Messort, um die Daten möglichst frei von Störungen durch den schwankenden Kohlendioxidausstoß von Städten, Fahrzeugen oder Pflanzen in der unmittelbaren Umgebung zu halten. Seit Beginn der Messreihe kam es nur selten vor, dass keine Daten gesammelt werden konnten: So fielen die Messungen im Jahr 1964 zeitweise wegen Finanzierungsproblemen aus sowie im Jahr 1984, als der Mauna Loa das letzte Mal ausbrach und ebenfalls die Stromversorgung der Instrumente ausfiel. Damals dauerte es rund einen Monat, bis ein Generator ins Observatorium gebracht und die Datenreihe fortgesetzt werden konnte.

Auch nun könnte es womöglich Monate dauern, bis die Messungen wieder aufgenommen werden können. Das Team erörtere derzeit die Möglichkeit, das Equipment an einen anderen Ort zu schaffen, heißt es von Seiten der Uni.

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