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Ausgestorbene Arten: Der letzte Tasmanische Tiger wurde gefunden

Seit 1936 galt es als vermisst. Nun wurde das letzte bekannte Exemplar eines Tasmanischen Tigers im Museum von Hobart wieder entdeckt.
Tasmanischer Tiger

Manche Menschen hoffen immer noch, dass irgendwo im wilden Westen Tasmaniens einige letzte Tasmanische Tiger (Thylacinus cynocephalus) durch den Wald schleichen. Sehr viel wahrscheinlicher ist aber, dass die Art spätestens Mitte des 20. Jahrhunderts ausgestorben ist. Das letzte bekannte Exemplar lebte im Zoo von Hobart, wo es 1936 nach wenigen Monaten in Gefangenschaft verschied. Wo die Überreste dieses Tigers schließlich gelandet sind und was mit ihnen passiert ist, blieb dann aber über Jahrzehnte ein Rätsel – welches das Tasmanian Museum and Art Gallery (TMAG) in Hobart im Dezember 2022 endlich löste: Die Wissenschaftler Robert Paddle und Kathryn Medlock spürten das Exemplar im Fundus des Museums auf.

Tasmanische Tiger oder auch Beutelwölfe existierten einst – anders als der Name vermuten lässt – in weiten Teilen Australiens und auf Tasmanien. Nach und nach wurde die Art auf dem Festland allerdings durch Krankheiten, Jagd und Dingos verdrängt, bis die Tiere nur noch auf der Insel überlebt hatten. Nach Ankunft europäischer Siedler galten sie jedoch schnell als Plage, weil sie angeblich Jagd auf Schafe machten. Es folgte eine intensive Bekämpfung der Art, die durch ein Belohnungssystem noch angeheizt wurde und auch nicht endete, als die Anreize ausgesetzt wurden. Ein Fallensteller hatte beispielsweise einen weiblichen Beutelwolf illegal gefangen und dem Zoo übergeben.

Nach dem Tod des Beutelwolfs präparierte man Skelett und Fell und schickte es im Rahmen eines Unterrichtsprogramms durch Schulen, ohne dass die Verantwortlichen wussten, um was genau es sich handelt. Die Kinder durften das Fell sogar streicheln, wovon deutliche Abnutzungsspuren an seinem Kopf zeugen. Als dieses Programm in den 1980er Jahren endete, packte man den Kadaver ins Museumsarchiv – und vergaß ihn, bis sich Paddle und Medlock auf die letztlich erfolgreiche Suche machten.

Die beiden widerlegen damit auch die Vermutung, dass »Benjamin« der letzte bekannte Beutelwolf war. Von diesem Tier existieren Fotos und Filmaufnahmen, auf denen es in einem Käfig hin und her tigert. Tatsächlich war »Benjamin« der vorletzte Tasmanische Tiger, von dem die Menschheit Zeugnis hat.

Laut Paddle handelte es sich bei dem letzten Beutelwolf um ein altes weibliches Tier, das vom Fallensteller Elias Churchill im Florentine Valley gefangen und Mitte Mai 1936 an den Zoo verkauft worden war. »Der Verkauf wurde vom Zoo nicht offiziell verzeichnet oder veröffentlicht, da das Fangen von Tieren mit Schlingen zu dieser Zeit schon illegal war und Churchill eine Geldstrafe hätte zahlen müssen«, sagt Paddle.

Die Ankunft des letzten Tasmanischen Tigers im TMAG wurde schließlich durch einen unveröffentlichten Präparatorbericht aus den Jahren 1936/37 bestätigt, in dem ein Beutelwolf in der Liste der im Laufe des Jahres bearbeiteten Exemplare erwähnt wurde. Paddle und Medlock hatten diesen Bericht gefunden. Anschließend überprüften sie alle fraglichen Häute und Skelette in der Sammlung, wobei die Biologen dann auf die ersehnten Präparate stießen.

Mittlerweile befindet sich das Material in der Ausstellung des Museums. Auch wenn es Pläne gibt, die Art mit Hilfe der Gentechnik wiederzubeleben, so dürfte das wohl doch ihr Schicksal bleiben – als Zeugnis, was Menschen der Natur antun können.

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