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Paläontologie: Ausgestorbenes Säugetier besaß Stemmeisenbiss

Eine bärenartige Kreatur machte vor 20 Millionen Jahren die nordamerikanische Pazifikküste unsicher. Seine Beute knackte er mit einem Spezialbiss.
Gebissvergleich des Seebären und der Säbelzahnkatze (rechts)

Vor 20 Millionen Jahren lebten bärengroße Tiere an der nordamerikanischen Pazifikküste: Die Wissenschaft kennt zwei Arten der Gattung Kolponomos, die als Vorgänger heutiger Bären gelten, sich aber eher wie die viel kleineren Seeotter von Muscheln und anderen Krustentieren ernährten. Wo exakt sie sich in den Stammbaum der Säugetiere einfügen, ist allerdings noch unbekannt, da Paläontologen bislang nur wenige Schädel und Zähne der beiden Spezies aus Meeressedimenten ausgraben konnten. Immerhin reichten Camille Grohé vom American Museum of Natural History und ihrem Team diese Überreste aus, um die Beißfähigkeiten von Kolponomos zu studieren – mit einem unerwarteten Ergebnis: Der Biss des "Seebären" glich nicht dem eines Otters, sondern eher dem von Säbelzahnkatzen der Gattung Smilodon, obwohl sie nicht näher miteinander verwandt sind. Zumindest legen das Anatomie und Funktionsweise des Kieferknochens nahe, denn die Zähne beider Gattungen unterscheiden sich deutlich.

Bei den Säbelzahnkatzen wird angenommen, dass sie ihren kräftigen Unterkiefer als eine Art Anker nutzten, um ihre spitzen, verlängerten Oberzähne besser durch das Fleisch des Opfers zu treiben. Wie jedoch einige Paläontologen vermuten, war der Säbelzahnbiss relativ schwach und die Katzen erdolchten ihre Beute eher. Bei Kolponomos könnte der Unterkiefer dazu gedient haben, Muscheln vom felsigen Untergrund zu reißen. Die Mollusken sitzen oft sehr fest auf dem Gestein und können nur mit enormer Kraftanstrengung entfernt werden. Die Seebären – die nichts mit den gleichnamigen heutigen Robben zu tun haben, aber womöglich zu deren Vorfahren gehören – hätten demnach die Zähne ihres Unterkiefers an den Muschelschalen angesetzt und dann den Schädel kräftig nach vorne geworfen, um so die Muscheln vom Fels zu stemmen. Ziel war das weiche Muskelfleisch der Opfer. Die Abnutzungsspuren auf den Zähnen gleichen daher jenen bei Seeottern, die sich unter anderem ebenfalls von derartiger Beute ernähren. Vertreter von Kolponomos wogen bis zu 80 Kilogramm, waren mehr als einen Meter lang und 60 Zentimeter hoch. Damit waren sie etwas kleiner und leichter als durchschnittliche heutige nordamerikanische Schwarzbären.

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