Soziale Dynamiken: Einsame Narzissten

Menschen mit ausgeprägtem »grandiosem« Narzissmus möchten bewundert werden, zeigen wenig Empathie und verhalten sich oft autoritär oder manipulativ. Häufig beklagen sie, dass andere sie ausschließen. Handelt es sich dabei um eine verfälschte Wahrnehmung – weil Menschen mit narzisstischen Persönlichkeitszügen schnell gekränkt sind? Oder möchte ihr Umfeld tatsächlich weniger mit ihnen zu tun haben?
Beide Prozesse spielen eine Rolle und verstärken sich langfristig gegenseitig, berichtet ein internationales Forschungsteam um die Sozialpsychologin Christiane Büttner von der Universität Basel im »Journal of Personality and Social Psychology«. Die Autorinnen und Autoren haben verschiedene Forschungsansätze kombiniert: repräsentative Befragungen, Tagebuchstudien, Experimente und eine Längsschnittstudie. Insgesamt machten bei den sieben Teilstudien mehr als 77 000 Menschen mit.
Die Ergebnisse zeigen etwa, dass Menschen, die hohe Narzissmus-Werte aufweisen, besonders empfindlich auf mehrdeutige soziale Situationen reagieren und diese häufiger vorschnell als Ausgrenzung interpretieren. Die 14-jährige Langzeitstudie offenbarte eine Art Teufelskreis: Hatte jemand in einem Jahr mehr Ausgrenzung erlebt als sonst, stieg sein Narzissmus-Level im Folgejahr an – und umgekehrt.
Die Betroffenen von gemeinsamen Aktivitäten auszuschließen, wirkt demnach nicht korrigierend auf ihr Verhalten. Im Gegenteil: »Narzissmus führt zu mehr Ausgrenzungserfahrungen, und diese verstärken wiederum narzisstische Persönlichkeitszüge«, schlussfolgern die Forschenden. Es brauche daher Interventionen, die Narzissten dabei helfen, sich am Arbeitsplatz oder in der Schule besser zu integrieren – um eine Abwärtsspirale zu vermeiden.
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