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Invasive Arten: Australien erklärt verwilderten Katzen den Krieg

Kein Land musste in den letzten Jahrzehnten mehr ausgestorbene Arten beklagen als Australien. Nun soll die Jagd auf Katzen Schlimmeres verhindern.
Katze mit erbeutetem Rosakakadu (Eolophus roseicapilla)

Seit Ankunft der Europäer starben mindestens 29 Säugetierarten in Australien aus – ein trauriger Weltrekord. Weitere 120 Spezies gelten als so stark bedroht, dass die Regierung nun Sofortmaßnahmen ergreifen will, um sie vor dem Verschwinden zu bewahren. Dabei nimmt sie die zahlreichen verwilderten Hauskatzen des Kontinents ins Visier: Mindestens zwei Millionen Katzen sollen in den nächsten fünf Jahren möglichst human getötet werden, um "sichere Häfen für die heimische Fauna" zu schaffen. Das kündigte der australische Umweltminister Greg Hunt während einer Strategiesitzung zum Schutz bedrohter Arten in Melbourne an. Bei 28 der 29 ausgestorbenen Säugetierarten gelten Katzen als einer der Hauptgründe, weshalb die Regierung sie gezielt bekämpfe, ergänzte Gregory Andrews, Australiens erster Beauftragter für bedrohte Arten.

Ziel der Aktion ist es, 15 völlig katzenfreie Schutzgebiete zu schaffen, darunter fünf Inseln sowie das bislang größte eingezäunte Naturreservat des Landes im Northern Territory. Zudem soll der Katzenbestand auf insgesamt zehn Millionen Hektar öffentlichem Land merklich ausgedünnt werden. Alle Bundesstaaten hätten dem Plan zugestimmt, so Hunt: Katzen gelten demnach als "Pest"-art und dürfen eingefangen, geschossen oder vergiftet werden. Insgesamt soll es 30 Millionen verwilderter Hauskatzen in Australien geben, die sich teilweise evolutionär schon verändert haben und dreimal größer und schwerer als normale Hauskatzen werden können. Da sich die Bekämpfungsmaßnahmen auf Wildnisgebiete konzentrieren sollen, müssen städtische Halter nicht um ihre Tiere fürchten. Umweltschützer begrüßten den Maßnahmenkatalog der Regierung im Großen und Ganzen, äußerten aber auch Kritik, dass er zu kurz greife: Viele wichtige Gebiete fielen durch das Raster und kämen nicht in den Genuss von Schutzanstrengungen, da die veranschlagten finanziellen Mittel nicht ausreichten. Zudem würden nicht genug Wildnisgebiete dauerhaft geschützt – etwa vor dem Bergbau oder der Zersiedelung –, stattdessen sollten nur vorhandene Schutzgebiete "wiederbelebt" werden.

Neben klassischen Bekämpfungsmaßnahmen schlugen Experten zudem vor, auf natürliche Feinde der Katzen zu setzen: Dingos und Beutelteufel erbeuten auch Katzen und halten in den Gebieten, in denen sie vorkommen, die Bestände klein. Gegenwärtig leben Beutelteufel jedoch nur in Tasmanien, wo sie selbst wegen einer ansteckenden Krebserkrankung bedroht sind. Und Dingos gelten australischen Viehzüchtern meist ebenfalls als Plage, die möglichst vom Weideland entfernt werden müsse.

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