Australien: Katzenfreie Zone bringt Wildtiere zurück

Das »Arid Recovery Reserve« in Australien ist das größte katzen- und fuchsfreie Naturschutzgebiet auf dem Festland: Seit Ende des 20. Jahrhunderts können sich hier einheimische Tiere in einem eingezäunten Gebiet frei von den eingeschleppten Fressfeinden entfalten und vermehren. Eine Langzeitstudie von Katherine Moseby von der University of New South Wales und ihrem Team zeigt, welche Dynamiken dabei entstanden sind. Die Arbeit ermögliche einen Blick zurück in die Vergangenheit, bevor europäische Siedler Katzen, Füchse und andere Tiere auf den fünften Kontinent brachten, schreiben die Wissenschaftler. Allein Katzen sollen jedes Jahr hunderte Millionen einheimische Säugetiere töten.
Über 26 Jahre hinweg hatten Moseby und Co beobachtet, wie sich der Bestand und das Verhalten von zehn Kleinsäugerarten, die nicht mehr von invasiven Fressfeinden getötet werden, entwickelt haben. Neben neun einheimischen Spezies – darunter mit derStreifengesicht-Schmalfuß-Beutelmaus (Sminthopsis macroura) auch ein Beutelräuber - wurde die ebenfalls eingeschleppte Hausmaus untersucht. Diese Dynamik verglich die Arbeitsgruppe mit den Beständen derselben Arten außerhalb der Schutzgebietes.
Über die Jahre hinweg zeigte sich eine deutliche Abfolge, welche Arten jeweils dominierten. Zuerst profitierten die kleineren Spezies wie Hausmaus und Bolams Maus, deren Bestandszahlen sich am schnellsten erholten. Nach fünf bis neun Jahren beginnen dann größere Vertreter die kleineren zu verdrängen. Die Zahl der Australischen Hüpfmäuse (Notomys alexis) war zeitweise sogar 33-mal höher als in benachbarten Gebieten, wo sie weiterhin von Katzen und Füchsen erlegt werden konnten.
Die größten Unterschiede zwischen den Bereichen innerhalb und außerhalb des Schutzgebiets traten nach großen Regenfällen auf, wenn diese Dürrezeiten beenden: Während der Trockenphasen schrumpfen die Wildtierbestände, doch verwilderte Katzen und Füchse unterdrücken dann deren Erholung, wenn sich die Bedingungen bessern. Dauerhaft sorgt dieser Einfluss dafür, dass die einheimischen Arten lokal verschwinden. Innerhalb des Reservats können die Tiere sich dann dank der guten Bestandszuwächse auch wieder in Bereichen ausbreiten, in denen sie zwischenzeitlich verschwunden waren.
Die neu gewonnene Dynamik im Reservat überraschte die Wissenschaftler noch an anderer Stelle: Die höhere Dichte an Kleinsäugern sorgte dafür, dass Arten in Lebensräume auswichen oder abwanderten, in denen sie zuvor nicht gesichtet worden waren. Als bevorzugtes Habitat der Springmäuse galten bis dahin Sanddünen, doch fanden sie sich anschließend ebenso in lehmigen Niederungen wieder.
Ganz zurück in die Vergangenheit entwickelte sich das Ökosystem jedoch noch nicht. Viele der ursprünglich einheimischen Arten sind aus der Region verschwunden oder ganz ausgestorben. Zumindest Erstere könnten wieder angesiedelt werden. Doch insgesamt hält Australien den traurigen Rekord des Kontinents mit der höchsten Anzahl ausgerotteter Säugetierarten der Neuzeit. Und Katzen und Füchse sind beachtlich daran beteiligt.
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