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Ruhestand im Ausland: Auswandern ist ein Risiko

So schön es klingt, den Ruhestand in der Sonne zu genießen: Manchen Rentnerinnen und Rentnern gelingt es nicht, in der neuen Heimat ein soziales Netz aufzubauen.
Ein grauhaariger Mann sitzt am Strand und blickt auf das Meer. Der Himmel ist leicht bewölkt, und die Wellen rollen sanft an den Sand. Die Szene vermittelt Ruhe und Nachdenklichkeit.
Am Meer leben: für viele ein Traum. Doch ohne Partnerin oder Partner kann es einsam werden. (Symbolbild)

Wer überlegt, im Alter ins Ausland zu ziehen, sollte einen Nachteil bedenken: Man lässt Freunde, vielleicht auch Familie zurück, und es fällt nicht jedem leicht, gleichwertige neue Kontakte aufzubauen. Zu diesem Schluss kommen niederländische Forschende in der Fachzeitschrift »Psychology and Aging« nach einer Befragung von mehr als 6000 Landsleuten.

Das Team von der Universität Groningen hatte rund 5000 Ausgewanderte mit mehr als 1300 Daheimgebliebenen verglichen, alle in den Niederlanden geboren und nun im Ruhestand. Die Ausgewanderten lebten im Schnitt seit rund elf Jahren im Ausland, im Mittel etwa 3500 Kilometer entfernt von der Heimat. Bei der Befragung sollten sie unter anderem angeben, ob sie sich emotional einsam fühlten (zum Beispiel: »Ich vermisse Menschen um mich herum«) und ob sie über ein soziales Netz verfügten (»Es gibt viele Leute, auf die ich mich verlassen kann, wenn ich Probleme habe«).

Die Rentner in der Heimat beurteilten ihr soziales Netz besser, doch die Unterschiede waren nicht groß. Zum Beispiel gaben in den Niederlanden rund zehn Prozent mehr Befragte als im Ausland an, genug enge Vertraute zu haben. Außerdem fühlten sich die Ausgewanderten emotional nicht einsamer – wahrscheinlich weil die meisten mit Partner oder Partnerin in die Ferne gezogen waren, ein entscheidender Faktor für das emotionale Wohlbefinden, wie die Autoren erläutern.

Einsamkeit wächst mit der Zeit und der Entfernung

Wer allerdings Kontakte zu guten Freunden zu Hause verloren oder wenig neue Kontakte geknüpft hatte, fühlte sich sowohl sozial als auch emotional eher allein. Das wurde mit der Zeit auch nicht besser, im Gegenteil: Je mehr Jahre im Ausland, desto schwächer war der empfundene soziale Rückhalt. Außerdem spielte die Entfernung eine Rolle: je weiter weg von daheim, desto größer das Risiko für emotionale Einsamkeit. Die neue Landessprache zu lernen, minderte zudem nur die soziale, aber nicht die emotionale Einsamkeit.

»Obwohl die Ruhestandsmigranten allgemein angeben, glücklich zu sein, können sie trotzdem Probleme haben, sich an ein neues Land zu gewöhnen«, erklärt Studienautorin Esma Betül Savaş in einer Pressemitteilung. Deshalb sei es wichtig, »dass Menschen, die eine Migration im Ruhestand in Erwägung ziehen, darüber nachdenken, wie sie ihre sozialen Bindungen in ihrem Herkunftsland aufrechterhalten und im Zielland neue knüpfen können«.

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  • Quellen
Psychology and Aging 10.1037/pag0000880, 2025

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