Direkt zum Inhalt

Elektromobilität: Autarke Batterieproduktion im Tausch gegen viel Strom

Die EU will die heimische Batterielieferkette stärken: mehr Bergbau, mehr Raffination, mehr Zellfertigung. Forscher haben nun berechnet, wie viel Energie dafür nötig ist.
Ein nächtliches Foto zeigt eine Reihe von Strommasten, die sich durch eine Landschaft erstrecken. Die Masten sind mit leuchtenden Stromleitungen verbunden, die in langen, geraden Linien verlaufen. Der Himmel ist klar und voller Sterne, was der Szene eine ruhige und eindrucksvolle Atmosphäre verleiht. Die Lichter der Stromleitungen heben sich kontrastreich vom dunklen Himmel ab.
Für eine autarke Batterielieferkette müssten die EU-Länder enorme Mengen an Strom bereitstellen.

Batterien für Elektroautos oder Großspeicher herzustellen, erfordert viel Energie. Rohstoffe müssen gefördert und zu Batteriematerialien weiterverarbeitet werden. Diese werden dann in den Fabriken in Zellen und Batteriepacks umgewandelt. Die Europäische Union kommt mit ihrer Elektromobilität energetisch bislang allerdings günstig weg: Obwohl etwa ein Viertel aller Elektroautos auf europäischen Straßen unterwegs sind, liefern die Mitgliedsländer nur knapp sieben Prozent des Stroms, der für den Bau der dafür nötigen Batterien gebraucht wird. Der Großteil der Batterien und Materialien stammt nämlich aus Asien.

Doch das soll sich ändern, denn die EU will sich unabhängiger von Importen machen. Bis 2030 sollen zehn Prozent der strategischen Rohstoffe wie Lithium oder Nickel aus eigenen geologischen Ressourcen stammen, 40 Prozent des Eigenverbrauchs an verarbeiteten Rohstoffen wie Lithiumhydroxid oder Kobaldsulfat sollen hier hergestellt werden, und das Recycling ausgedienter Batterien soll zusätzlich ein Viertel des jährlichen Rohstoffbedarfs decken. Neun von zehn in Europa verbauten Batterien sollen dann aus heimischer Produktion kommen.

Simon Lux und sein Team von der Universität Münster und der Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle haben berechnet, wie viel Strom die EU-Länder für eine eigene Batterielieferkette bereitstellen müssten, die im Jahr 2050 autark ist: 250 Terawattstunden, und das von 2038 an jedes Jahr. Diese Rechnung stimme aber nur, wenn bis dahin auch die Recyclinginfrastruktur gut ausgebaut sei. Aktuell gehen gerade einmal 3,5 Terawattstunden in die heimische Batteriezellproduktion. Zum Vergleich: Die gesamte Industrie in Deutschland verbraucht heute etwa 200 Terawattstunden an elektrischer Energie pro Jahr. Für ihre Berechnungen gehen die Forschenden von zirka 140 Millionen Elektroautos im Jahr 2050 aus und von Batteriegroßspeichern mit einer Kapazität von 160 Gigawattstunden. Wie sie weiter schreiben, wird der Bergbau und die Raffination von Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan in den ersten Jahren voraussichtlich fast die Hälfte des Energiebedarfs beanspruchen, während das Recycling deutlich weniger energieintensiv ist.

Zum Energiebedarf für die Zellproduktion addieren sich jährlich außerdem 200 bis 250 Terawattstunden an Strom für das Laden der Elektrofahrzeuge. Immerhin würden an anderer Stelle 90 Terawattstunden eingespart, die durch den zunehmenden Einsatz von Elektromotoren und stationären Speichern wegfallen, da weniger fossile Brennstoffe gewonnen und aufbereitet werden müssten. Der batteriebedingte Strombedarf werde im Vergleich zum gesamten Strombedarf überproportional wachsen, so die Forschenden. Vor diesem Hintergrund seien große Investitionen in die erneuerbare Stromerzeugung und die entsprechende Infrastruktur erforderlich.

  • Quellen
Ihlbrock, L., et al., Energy and Environmental Science 10.1039/d5ee02287h, 2025

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.