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Froschkommunikation: Bäumchen schüttel' dich

Rotaugenlaubfrosch
Mit einem raffinierten Versuchsaufbau sind Forscher um Michael Caldwell der Kommunikation des Rotaugenlaubfroschs auf die Spur gekommen. Der attraktive Baumbewohner mit dem wissenschaftlichen Namen Agalychnis callidryas versetzt Äste in Vibrationen, um von seinen Artgenossen wahrgenommen zu werden.
Original und Fälschung | Ein fernsteuerbares Froschmodell half den Forschern um Michael Caldwell der Kommunikation des Rotaugenlaubfroschs (rechts) auf die Spur: Die Tiere kommunizieren mit Vibrationen, aber auch Äußerlichkeiten spielen eine Rolle.
Damit wurde diese Form der Nachrichtenübertragung zum ersten Mal bei einem Wirbeltier nachgewiesen. Bislang kannte man sie nur von Insekten.

Offenbar dient das Tremolo männlicher Rotaugenlaubfrösche als Drohgebärde, mit der sie andere Männchen einzuschüchtern versuchen, berichtet der Biologe von der Boston University. Die Erkenntnis verdanken er und sein Team dem Einsatz eines Froschroboters, der nicht nur die charakteristischen Schwingungen nachahmen konnte, sondern auch äußerlich an einen mitteilsamen Frosch erinnerte. Original und Fälschung streckten etwa beide beim Baumschütteln die Beine durch und bockten ihren Unterkörper auf. So ließen sich systematisch verschiedene Parameter des Dialogs in Isolation untersuchen.

© M.S. Caldwell
Dialog mit Roboter
Der Froschroboter (rechts unten) kommuniziert mit einem Rotaugenlaubfrosch (links oben). Wichtig war, dass die Maschine auch die typischen Bewegungen des Froschs nachahmte.
Der Vergleich zwischen reinem Schütteln und Schütteln mit passender visueller Darbietung zeigte den Forschern beispielsweise, dass beide Aspekte für die Kommunikation wichtig sind: Erzeugte ihr Roboterfrosch lediglich die Vibrationen, löste das eine weniger aggressive Reaktion beim Gegenüber aus, als wenn er zusätzlich die entsprechenden Bewegungen vollführte. Die Wissenschaftler beobachteten außerdem, dass Männchen je nach Größe und Situation den Ast mit unterschiedlicher Stärke und Häufigkeit zum Schwingen bringen.

Nach Meinung von Caldwell könnte es sich lohnen, bei anderen baumbewohnenden Wirbeltieren wie bestimmten Reptilien, Vögeln, aber auch Primaten nach vibrierenden Botschaften Ausschau zu halten. Womöglich versetze auch das Quaken der Frösche die Äste, auf denen sie sitzen, in Schwingungen, die von den Adressaten empfangen werden können.

Laut Caldwell hätten Forscher die Mitteilungen des Rotaugenlaubfroschs zuvor übersehen, weil der nachaktive Frosch seine Aktivitäten einstellt, sobald er von einer Taschenlampe angestrahlt wird. In Anwesenheit von Caldwell und Kollegen, die mit einer Infrarotkamera ausgerüstet waren, wähnte sich A. callidryas aber offenbar unbeobachtet. (jd)

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  • Quellen
Caldwell, M.S. et al.: Vibrational Signaling in the Agonistic Interactions of Red-Eyed Treefrogs. In: Current Biology 10.1016/j.cub.2010.03.069, 2010.

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