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Probiotika: Bakterien sollen Fledermäuse vor Seuche retten

Millionen Fledermäuse sind bereits an einem heimtückischen Pilz gestorben. Nun macht ein Experiment Hoffnung: Ein Bakterium könnte die Katastrophe aufhalten.
Erkrankte Fledermaus

In einem der ersten Feldversuche mit probiotischen Bakterien hat eine Arbeitsgruppe um Joseph R. Hoyt von der University of California in Santa Cruz einen bemerkenswerten Erfolg gegen eine tödliche Seuche errungen. Wie das Team in »Scientific Reports« berichtet, starben nach Behandlung mit dem Bakterium Pseudomonas fluorescens nur noch etwas mehr als die Hälfte der Fledermäuse am Weißnasensyndrom – unbehandelt sind es mehr als 90 Prozent. Das Weißnasensyndrom dezimiert seit ein paar Jahren Fledermauspopulationen in Nordamerika und hat mehrere Arten an den Rand des Aussterbens gebracht. Auslöser ist der Pilz Pseudogymnoascus destructans, der die Tiere im Winterschlaf befällt. Die probiotischen Bakterien sorgen anscheinend dafür, dass die Tiere besser schlafen und weniger Energie verbrauchen – so dass ihre Reserven bis zum Frühjahr halten und sie nicht verhungern.

Etwa fünf bis sieben Millionen Fledermäuse sind in Nordamerika inzwischen am Weißnasensyndrom gestorben – und bisher gibt es keine wirklich guten Gegenmittel. Der Pilz zeigt sich bei infizierten Tieren als weißer Flaum rund um die Schnauze, tatsächlich aber dringt er auch in den Körper ein. Dadurch schädigt er die Haut der Tiere und bringt ihren Stoffwechsel durcheinander. Vor allem aber weckt er sie während des Winterschlafs auf; dadurch verbrauchen die Fledermäuse zu viel Energie und verhungern.

In seinen Versuchen verteilte das Team um Hoyt 60 Kleine Braune Fledermäuse (Myotis lucifugus) auf Versuchs- und Kontrollgruppen. Einen Teil der Tiere behandelten die Forscher in ihrer natürlichen Umgebung, einen anderen Teil verbrachten sie in Käfige, was die Tiere aber störte, so dass die Arbeitsgruppe die Daten als nicht aussagekräftig bewertete. Dafür funktionierte der Versuch bei den im Freiland behandelten Tieren umso besser: Dank des bereits in der Landwirtschaft als Pilzbekämpfer etablierten Bakteriums stieg die Überlebensrate dramatisch. Nun hofft die Arbeitsgruppe, dass das Verfahren dazu beiträgt, die restlichen Fledermauspopulationen zu stabilisieren.

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