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Weltklimakonferenz: Alle Augen auf Dubai

Am Donnerstag beginnt die UN-Klimakonferenz in Dubai. Die Hoffnungen sind groß, die Erwartungen gering. Auch weil der Präsident der COP28 der Chef eines staatlichen Ölkonzerns ist.
Menschen spazieren neben einer Fahne mit dem Logo der 28. Weltklimakonferenz in Dubai.
Eine Gruppe Menschen spaziert neben einer Fahne mit dem Logo der 28. Weltklimakonferenz in Dubai.

Das Jahr 2023 wird aller Voraussicht nach das wärmste seit Beginn meteorologischer Aufzeichnungen werden. Das bescheinigen bisherige weltweite Messungen. Doch schon länger beeinflussen extreme Hitzewellen vielerorts auf der Welt das Leben der Menschen. Auch Prognosen lassen zurzeit kaum auf Besserung hoffen: Im Jahr 2100 könnte die Welt im Schnitt rund 2,7 Grad Celsius heißer sein als noch zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Für rund ein Drittel der Menschheit wäre dann die Heimat zu heiß zum Leben.

Die Hauptursache für diese Verschiebung durchschnittlicher Klimawerte haben Fachleute längst ausgemacht: die globale Erwärmung. Doch damit die Erde für die Menschheit weiterhin bewohnbar bleibt, müssen dringend Klimaschutzpläne in die Tat umgesetzt werden. Nicht nur deshalb sind ab Donnerstag alle Augen auf Dubai gerichtet. Dort findet vom 30. November bis 12. Dezember 2023 die 28. Klimakonferenz der Vereinten Nationen statt. Zu der Mammutveranstaltung werden rund 70 000 Unterhändler, Journalisten, Aktivisten und Fachleute erwartet, »Spektrum.de« wird täglich berichten. Doch wie fast jedes Jahr sind die Erwartungen gering, dass die Delegierten aus mehr als 190 Ländern sich zu einem entscheidenden Durchbruch durchringen werden.

Für Aufregung sorgte bereits im Vorfeld, dass mit den Vereinigten Arabischen Emiraten eine Nation als Gastgeber auftritt, die mit dem klimaschädlichen Erdöl- und Erdgasgeschäft Milliarden verdient. Und noch dazu den Chef ihres staatlichen Ölkonzerns ADNOC, Sultan Ahmed al-Dschaber, zum Präsidenten der Tagung ernannte. Um die globale Klimaerwärmung einzudämmen, müsste die Nutzung fossiler Energieträger wie Erdöl, Gas und Kohle zeitnah und deutlich gedrosselt werden. Wenn nun ausgerechnet in den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo die Förderung fossiler Brennstoffe seit Jahrzehnten ungebrochen eine der wirtschaftlichen Haupttriebkräfte darstellt, eine Klimakonferenz stattfindet, sehen viele die Ziele der 28. Conference of the Parties torpediert. So auch Klimaexpertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Sie sehe die Klimakonferenz »unter ganz, ganz schlechten Vorzeichen und habe wenig Erwartungen, dass wirklich was kommt. Das liegt in erster Linie an der Präsidentschaft und an diesem Präsidenten, der alles verhindern wird, was eigentlich notwendig ist«, sagte Kemfert gegenüber der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Kemferts Befürchtungen wurden in gewisser Weise kurz vor Konferenzbeginn bestätigt. Die investigative Journalistengruppe Centre for Climate Reporting veröffentlichte geleakte Dokumente, die zeigen: Konferenzpräsident Ahmed al-Dschaber habe bei Vorgesprächen zur COP28 mit den Vertretern anderer Länder mögliche Gas- und Öl-Deals angesprochen. Offenbar nutzen die Vereinigten Arabischen Emirate die Klimakonferenz auch als gute Geschäftsgelegenheit.

Was sind die Ziele der 28. Weltklimakonferenz?

Auf der diesjährigen COP soll nun eine erste große Bestandsaufnahme debattiert werden, wie erfolgreich bislang die Beschlüsse der Pariser Klimakonferenz 2015 umgesetzt wurden. Damals kam die internationale Staatengemeinschaft überein, die Erderwärmung auf ein maximales Temperaturplus von 1,5 Grad Celsius zu begrenzen oder möglichst unter zwei Grad Celsius zu bleiben. Einen Schritt auf dem Weg hin zu diesem Ziel wäre der Ausstieg aus fossilen Energieträgern. Wie die Klimaschutzbeauftragte im Auswärtigen Amt Jennifer Morgan gegenüber der dpa betont, wäre aber nicht nur der Ausstieg wichtig, sondern auch eine weltweite Verdreifachung der erneuerbaren Energien und eine Verdoppelung der Energieeffizienzrate. Ob sich alle Länder in Dubai auf einen Ausstieg aus den Fossilen einigen können, ist eine der großen Fragen und Hoffnungen der COP28.

Die 28. Weltklimakonferenz (COP28)

Vom 30. November bis zum 12. Dezember 2023 treffen sich die Vertreter von Regierungen, Unternehmen und NGOs in Dubai, um zum 28. Mal über den Klimaschutz zu beraten. Alle Infos zur Konferenz finden Sie in unserem Blog und auf unserer Themenseite.

Doch um die Folgen des Klimawandels einzudämmen, benötigt die Weltgemeinschaft besonderen Ehrgeiz. Laut dem Weltklimarat (IPCC) muss der Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um 43 Prozent im Vergleich zu 2019 sinken, um das angepeilte 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Lässt sich dieses Vorhaben nicht umsetzen, komme es nach Berechnungen der Vereinten Nationen eher zu einem leichten Anstieg bis 2030. Von 2021 auf 2022 jedenfalls wuchsen die Treibhausgasemissionen um 1,2 Prozent auf ein neues Rekordniveau. »Wir steuern zurzeit nicht auf 1,5 bis 2 Grad Erwärmung zu, sondern auf 2,5 bis 3 Grad«, sagte der Generalsekretär der Weltwetterorganisation (WMO) Petteri Taalas gegenüber der dpa.

Doch auch die momentane weltpolitische Situation bereitet Sorge, wenn dadurch die Ziele zum Klimaschutz aus dem Blick geraten. Russland führt weiterhin Krieg in der Ukraine, und seit Anfang Oktober ist der Nahostkonflikt mit aller Härte wieder aufgeflammt. »Wir hatten 2020 auch die Sorge, dass die Coronapandemie das Thema Klimawandel verdrängt«, sagte Taalas der dpa. Trotzdem seien die Klimakonferenzen erfolgreich durchgeführt worden. »Klar können der Krieg gegen die Ukraine und der Gaza-Krieg einen Schatten auf die Klimakonferenz werfen, aber der Klimawandel bleibt immer noch die größte Herausforderung des Jahrhunderts, wenn wir sie nicht in den Griff bekommen«, so Taalas. Dafür brauche es ehrgeizigere Klimaschutzpläne. Taalas hofft daher, dass Länder wie China, Indien und Brasilien in Dubai entsprechende Vorhaben vortragen werden. »Ich war früher ein Pessimist, bin aber von Regierungen und technologischen Entwicklungen positiv überrascht worden.«

Ebenfalls ein positives Signal würde laut der Umweltorganisation Greenpeace die Einlösung eines Versprechens der vergangenen COP senden, die im ägyptischen Scharm-el-Scheich stattfand. Die Länder einigten sich 2022 in der Abschlusserklärung auf die Einrichtung eines Entschädigungsfonds. Dabei handelt es sich um Gelder, die »besonders verwundbare« Nationen von reichen Staaten erhalten – als Ausgleich für Schäden durch den Klimawandel. Greenpeace forderte jedenfalls Bundeskanzler Olaf Scholz auf, als positives Signal gleich zu Beginn der diesjährigen Weltklimakonferenz eine Einzahlung zu tätigen. (dpa/kas)

Mit Material der Deutschen Presse-Agentur dpa.

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