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Krebsrisiko: "Begrenzte Evidenz" für Krebs durch heißes Wasser

Heiße Getränke können vermutlich Speiseröhrenkrebs verursachen - Kaffee dagegen entlastet die IARC in ihrer neuen Publikation.
Tee beim Eischenken aus der Kanne

Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat in einer neuen Monografie das Krebs erregende Potenzial von Kaffee, Matetee und sehr heißen Getränken bewertet. Demnach sind heiße Getränke, die bereits bei Temperaturen von mehr als 70 Grad Celsius getrunken werden, vermutlich Krebs erregend, Gruppe 2A in der IARC-Klassifikation. Es gebe begrenzte Belege für einen Zusammenhang mit dem Speiseröhrenkarzinom. Die Organisation weist darauf hin, dass ihre Einstufung nur das grundsätzliche Potenzial wiedergibt, Krebs zu erzeugen. Wie groß der Effekt ist und ob tatsächlich eine Gesundheitsgefahr im Alltag besteht, geht daraus nicht hervor. Die ebenfalls bewerteten Getränke Matetee und Kaffee dagegen sind (nicht zu heiß getrunken) laut IARC nicht klassifizierbar – Letzterer galt der Organisation seit 1991 als möglicherweise karzinogen.

Die Neubewertung des Kaffees stößt bei einigen Fachleuten auf Kritik. So verweist der Leiter der Urologischen Klinik des Städtischen Klinikums Braunschweig, Peter Hammerer, auf eine 2015 erschienene Metaanalyse, laut der es sehr wohl ein erhöhtes Risiko für Blasenkrebs durch hohen Kaffeekonsum gebe. Allerdings scheine Kaffee vor anderen Krebsarten in gewissem Maß sogar zu schützen. Die IARC jedenfalls sieht die Beweislage bei Kaffee ebenso wie bei Matetee beim derzeitigen Stand als zu schwach an, um eine Aussage zu treffen.

Die Agentur, die unter fast 1000 bisher untersuchten Stoffen und Einflüssen lediglich einer einzigen Substanz zugesteht, wahrscheinlich nicht Krebs erregend zu sein, wird deshalb erst einige Jahre auf neue Studien warten. Ob die Einstufungen der IARC bei der Bewertung der tatsächlichen Gefahren hilfreich sind, ist zumindest umstritten. Viele der Bewertungen spielen nur in sehr speziellen Situationen eine Rolle, zum Beispiel für bestimmte Berufe. In anderen Fällen ist das Risiko so klein, dass es für den einzelnen Menschen keine Auswirkungen hat.

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