Insektenrückgang: Klimawandel bedroht wilde Vanille

Die kommerziell wichtige Kulturvanille Vanilla planifolia, die das typische Vanillearoma liefert, wird in der Regel händisch von Menschen bestäubt. Sie weist jedoch eine geringe genetische Vielfalt auf und ist anfällig für Krankheiten und Klimastress. Wildarten könnten zur Züchtung robusterer Sorten beitragen, sind allerdings abhängig von bestimmten Insektenarten, die sie bestäuben. Einer Prognose von Fachleuten zufolge könnte der Klimawandel dafür sorgen, dass sich die Verbreitungsgebiete der Pflanzen und ihrer Bestäuber kaum noch überlappen.
Wie ein Team um Charlotte Watteyn von der Katholischen Universität Löwen und der University of Costa Rica im Fachmagazin »Frontiers in Plant Science« berichtet, gefährden steigende Temperaturen und veränderte Niederschläge den Lebensraum der für die Vanille essenziellen Insekten. Die Forscher haben die Verbreitung von elf wilden Vanillearten sowie sieben Bestäuberspezies mit Hilfe eines mathematischen Modells bis zum Jahr 2050 prognostiziert. Dafür nutzten sie zwei unterschiedliche Klimaszenarien: ein moderates Szenario (SSP2-4,5), bei dem die CO2-Emissionen auf dem heutigen Niveau stagnieren, sowie eines mit hohen weltweiten Treibhausgasemissionen (SSP3-7,0).
Demnach vergrößern sich für sieben der elf Vanillearten in beiden Klimamodellen die potenziellen Verbreitungsgebiete sogar um bis zu 140 Prozent. Für die übrigen vier Spezies würden sie um bis zu 53 Prozent kleiner werden. Das Hauptproblem stellen jedoch die Auswirkungen auf die Insekten dar, auf die die Vanillepflanzen zur Befruchtung angewiesen sind: Ihr Habitat würde den Berechnungen zufolge in beiden Szenarien schrumpfen, und zwar um bis zu 71 Prozent. Außerdem könnten sich die Lebensräume zunehmend weniger überschneiden. Insbesondere bei Arten, die nur eine einzige Bestäuberspezies nutzen, könnte die Überlappung der Verbreitungsgebiete um 90 Prozent zurückgehen. Ob andere Insekten sie auf lange Sicht ersetzen können, bleibt ungewiss. Die Studienautoren fordern daher verstärkte Schutzmaßnahmen und internationale Zusammenarbeit, um die Wildvanillen zu schützen.
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