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Bemannte Raumfahrt: Amazon-Gründer verliert Rakete

Ein technischer Fehler während des Testflugs einer unbemannten Rakete der Gesellschaft des Amazon-Gründers und Milliardärs Jeff Bezos ist ein Rückschlag für sein Projekt zukünftiger kommerzieller Weltraumflüge.
Rakete vor ihrem Absturz in 14 km Höhe

Ein technischer Fehler während des Testflugs einer unbemannten Rakete der Gesellschaft des Amazon-Gründers und Milliardärs Jeff Bezos ist ein Rückschlag für sein Projekt zukünftiger kommerzieller Weltraumflüge.

Das bereits im Jahr 2000 gegründete Raumfahrtunternehmen Blue Origin will mit Hilfe wieder verwendbarer Startraketen Weltraumtouristen auf suborbitale Flüge bringen. Die Gesellschaft, die keine Details ihrer Arbeit an die Öffentlichkeit gibt, fiel erstmals im Jahr 2003 durch eine Serie von Landkäufen im US-Bundesstaat Texas auf, wo sich heute das Testgelände befindet.

Auch der Start vom 24. August 2011 wurde der Öffentlichkeit nur indirekt über eine gesetzlich geforderte Vorabwarnung von Blue Origin an die Bundesluftfahrtbehörde der USA bekannt. Eine Woche ohne nähere Informationen verging, bis Jeff Bezos am 2. September auf der Homepage von Blue Origin den Fehlstart meldete. Bemerkenswert daran ist, dass diese Nachricht seit mehr als vier Jahren die erste Meldung über das Raketenforschungsprogramm auf der Homepage des Unternehmens darstellt. Wegen Instabilitäten beim Flug, so Bezos, hätte man Sicherheitsmaßnahmen ergriffen und die Testrakete deaktiviert, als sie eine Höhe von etwa 14 Kilometern bei einer Geschwindigkeit von Mach 1,2 erreichte.

Rakete vor ihrem Absturz in 14 km Höhe | Das Foto zeigt die Rakete bei ihrem Testflug in einer Höhe von 14 Kilometern, kurz bevor sie wegen einer Fehlfunktion deaktiviert werden musste.

Gelegentliche Abstürze liegen in der Natur von Testflügen. Während durch den Verlust der Rakete spürbare finanzielle Konsequenzen für das Unternehmen des Milliardärs kaum zu befürchten sind, dürfte aber zumindest der Zeitplan von Blue Origin einen Rückschlag erlitten haben. Bemannte Flüge in den nächsten Jahren werden damit unwahrscheinlicher. Gewisse Auswirkungen wird der Fehlstart vermutlich auch auf die Wahrnehmung kommerzieller Raumfahrt in der Öffentlichkeit haben, ein Effekt, den Blue Origin seiner eigenen Informationspolitik zuschreiben muss.

Die Konkurrenz unter verschiedenen Unternehmen zur kommerziellen Eroberung des Weltraums, deren Strategien teilweise sehr unterschiedlich sind, ist groß. Informationen über eigene Entwicklungen und Fehlschläge gelangen selten an die Öffentlichkeit. Dabei wollen die Unternehmen nicht nur zahlungskräftigen privaten Kunden Flüge in den Weltraum ermöglichen. Die NASA unterstützt Unternehmen wie Blue Origin, SpaceX oder Boeing im Rahmen ihres Commercial Crew Development Programms seit 2010 mit hohen Millionenbeträgen in der Hoffnung, durch private Dienstleister zukünftig Astronauten zur Raumstation ISS befördern zu können.

Durch diese Konkurrenz wird aber auch verhindert, dass Unternehmen von Fehlschlägen ihrer Wettbewerber lernen können. Letztlich wird die NASA durch die Fraktionierung von Millionenbeträgen und ihre Verteilung auf viele Unternehmen auch deren Betriebsgeheimnisse fördern. Damit steigt das Risiko, dass sich teure und zeitraubende Fehler wiederholen, während die Schwelle zur Profitabilität höher liegt als in vermutlich jedem anderen Industriezweig und so viele Millioneninvestitionen ins Leere laufen werden. Es bleibt abzuwarten, ob auf dem Weg zur kommerziellen Raumfahrt die Vorteile des freien Marktes dessen Nachteile aufwiegen.

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