Kleinplaneten im August 2025: Sechs helle Asteroiden in Opposition

Mit acht Objekten können wir im August die größte Anzahl heller Kleinkörper im Sonnensystem beobachten. Es handelt sich dabei um den Zwergplaneten Ceres und sieben Kleinplaneten, von denen sechs (!) in diesem Monat in Opposition zur Sonne kommen, vier davon innerhalb von nur vier Tagen. Mit Hebe kommt einer sogar in die Reichweite etwas größerer Ferngläser. Für die anderen genügt ein kleines Fernrohr ab sechs Zentimeter Öffnung. Unter den zahlreichen lichtschwächeren Kleinplaneten, das heißt Objekten, die schwächer als 10. Größe bleiben, habe ich mit Danaë, Eunike und Semiramis drei ausgewählt, deren Oppositionen besonders vorteilhaft ausfallen. Für sie ist ein Instrument ab zehn Zentimeter Objektivdurchmesser ausreichend. Neben zwei leicht veränderlichen roten Riesensternen werden in diesem Monat auch ein schöner Doppelstern und ein kleiner offener Sternhaufen von Planetoiden besucht. Einen helleren erdnahen Kleinplaneten erwarten wir erst wieder Ende September. Alle Zeitangaben beziehen sich auf Mannheim.
Helle Kleinplaneten
(1) Ceres ist im Sternbild Walfisch zu finden. Sie ist zunächst 8,6 mag hell und steigt um 00:29 Uhr MESZ über den Horizont. Bis Ende August hat die Helligkeit des Zwergplaneten merklich auf 8,1 mag zugenommen. Dann überquert er den Meridian – man sagt auch, er kulminiert – um 04:08 Uhr. Am 14. August ist Ceres nur zwei Bogenminuten östlich vom Stern HIP 6331 (6,8 mag) leicht zu finden.
Im kleinen Sternbild Delphin steht (2) Pallas am 6. August der Sonne gegenüber (siehe SuW 7/2025, S. 52). Es handelt sich dabei um eine ziemlich ungünstige Opposition, denn sie kann auch heller als 7. Größe werden, wie zum Beispiel im März 2028 (6,6 mag). Ihre Kulminationszeit verlagert sich im Monatsverlauf von 01:27 Uhr MESZ auf 23:04 Uhr. Die Helligkeit von Pallas nimmt in diesem Zeitraum leicht von 9,4 auf 9,5 mag ab.
(4) Vesta bewegt sich durch das Sternbild Waage. Ihre Untergangszeit von zunächst noch 00:44 Uhr MESZ verschiebt sich bis zum Monatsende in die Zeit vor Mitternacht (23:00 Uhr). Im August geht die Helligkeit von Vesta von 7,5 auf 7,8 mag zurück.
Am 26. August steht (6) Hebe im Sternbild Wassermann in einer ausgesprochen günstigen Opposition zur Sonne und wird 7,6 mag hell (siehe »Heller Asteroid«). Den maximal möglichen Wert verpasst sie dabei um nur 0,1 mag. In ungünstigen Fällen sind es nur knapp 10,0 mag. Das liegt an ihrer Bahn um unser Zentralgestirn, die eine Exzentrizität von e = 0,20 und eine Neigung gegen die Ekliptik von 14,7 Grad aufweist. Ein Sonnenumlauf dauert dabei 3,78 Jahre. Hebe wurde am 1. Juli 1847 von dem deutschen Amateurastronomen Karl Ludwig Hencke in Driesen entdeckt. Es war seine letzte Kleinplanetenentdeckung, nachdem er am selben Ort am 8. Dezember 1845 bereits (5) Astraea gefunden hatte. Die im Mittel 195 Kilometer große Hebe ist namensgebendes und größtes Mitglied einer Kleinplanetenfamilie mit ähnlichen Bahnelementen, die rund 150 Mitglieder umfasst. Der Anfang August noch 8,3 mag helle Planetoid steht dann um 03:32 Uhr MESZ im Süden. Am Ende des Monats finden wir ihn mit 7,6 mag um 01:19 Uhr in Kulmination.
Die Opposition von (30) Urania im Sternbild Steinbock am 2. August ist eher mittelmäßig (siehe »Gruppenbild«). In diesem Jahr erreicht sie für nur kurze Zeit 10,0 mag. Es geht noch rund 0,5 mag heller, aber auch etwa 1,0 mag lichtschwächer. Anfang August steht sie um 01:38 Uhr MESZ am höchsten. Am 11. August ist sie 5,5 Bogenminuten vom Stern Upsilon Capricorni (υ Cap, 5,1 mag) entfernt leicht zu finden, und am 22. August steht sie beim schönen Doppelstern Omicron Capricorni (ο Cap, 5,5 mag), der bereits mit einem kleinen Fernrohr getrennt werden kann.
Nur einen Tag nach Urania steht auch (63) Ausonia im Steinbock der Sonne gegenüber (siehe »Gruppenbild«). Ihre Helligkeit erreicht den größtmöglichen Wert von 9,3 mag. In ungünstigen Fällen sind es knapp 11,0 mag. Anfang August kulminiert sie mit 9,3 mag um 01:47 Uhr MESZ und am Ende des Monats bereits um 23:19 Uhr. In der letzten Augustwoche fällt ihre Helligkeit schon wieder unter die 10. Größe. Ausonia wurde am 10. Februar 1861 von dem italienischen Astronomen Annibale de Gasparis in Neapel entdeckt und wahrscheinlich nach einem poetischen Begriff für Italien benannt. Bei dem Kleinplaneten handelt es sich um ein längliches Ellipsoid mit einem mittleren Durchmesser von fast 100 Kilometern. Er umrundet die Sonne einmal in 3,71 Jahren. Dabei ist die Bahn mäßig exzentrisch (e = 0,13) und weist eine Inklination von i = 5,8 Grad auf. Er wird zur Vesta-Familie gerechnet und ist deren zweitgrößtes Mitglied.
Im Sternbild Wassermann kommt (89) Julia am 11. August in eine besonders vorteilhafte Opposition zur Sonne und leuchtet dann mit dem maximal möglichen Wert von 8,5 mag (siehe SuW 7/2025, S. 52). Anfang August sind es noch 8,8 und am Monatsende 9,0 mag. Im Verlauf des Monats verlagern sich die Kulminationszeiten von 02:19 Uhr MESZ auf 23:44 Uhr. Besonders leicht ist Julia am Abend des 1. September bei 7 Aquarii (7 Aqr, 5,5 mag) zu finden. Sie befindet sich dann knapp fünf Bogenminuten westlich des Sterns.
Als letzter heller Kleinplanet in diesem Monat sei noch (129) Antigone erwähnt. Auch sie steht im Sternbild Steinbock der Sonne gegenüber, und zwar am 5. August (siehe »Gruppenbild«). Dabei darf sie sich, trotz sehr günstiger Opposition, für nur zwei Tage mit 10,0 mag zu den hellen Kleinplaneten rechnen lassen. Selten kann sie auch noch 0,1 mag heller werden. Bei ungünstigen Oppositionen bleibt sie etwas schwächer als 12. Größe. Am Monatsanfang überquert sie den Meridian um 01:53 Uhr MESZ. Die 113 Kilometer große Antigone wurde am 5. Februar 1873 von dem deutsch-US-amerikanischen Astronomen Christian Heinrich Friedrich Peters am Litchfield Observatory in Clinton, New York, entdeckt. Benannt wurde sie nach der Tochter von Ödipus, dem König von Theben in der griechischen Mythologie. Die Bahn von Antigone um unser Zentralgestirn ist ziemlich exzentrisch (e = 0,21) und um 12,3 Grad gegen die Ekliptik geneigt. Sie wird einmal in 4,86 Jahren durchlaufen.
Lichtschwächere Kleinplaneten
In Paris entdeckte der deutsch-französische Astronom Hermann Mayer Salomon Goldschmidt am 9. September 1860 einen Asteroiden, der den Namen (61) Danaë erhielt. In der griechischen Mythologie war Danaë die Mutter des Helden Perseus. Bei seiner ziemlich günstigen Opposition am 1. September im Sternbild Wassermann wird er 10,8 mag hell. Das ist etwas weniger als die maximal möglichen 10,6 mag im August 2092. Bei weniger guten Oppositionen bleibt er mehr als 2,0 mag lichtschwächer. Der rund 85 Kilometer große Himmelskörper hat eine um 18,2 Grad gegen die Ekliptik geneigte mäßig exzentrische (e = 0,16) Bahn um die Sonne, die er einmal in 5,16 Jahren durchläuft. Am 7. August zieht er fünf Bogenminuten südlich an 82 Aquarii (82 Aqr, 6,1 mag) vorüber, ist zu diesem Zeitpunkt allerdings nur 11,4 mag hell.
Ein weiterer von dem deutsch-US-amerikanischen Astronomen Christian Heinrich Friedrich Peters entdeckter Kleinplanet ist (185) Eunike. Er fand ihn am 1. März 1878. Seine ebenfalls ausgesprochen günstige Oppositionsstellung im Sternbild Wassermann, etwa sechs Grad südlich von Danaë, erreicht er am letzten Tag des Monats. Er umrundet die Sonne auf einer Bahn mit einer Exzentrizität von e = 0,13 und einer Neigung gegen die Ekliptik von i = 23,3 Grad. Daher schwanken die Oppositionshelligkeiten zwischen 10,5 und etwa 12,5 mag. In diesem Jahr sind es 10,6 mag. Für eine Sonnenumrundung benötigt die etwa 160 Kilometer große Eunike 4,53 Jahre. Sie wurde nach einer der Nereïden benannt. Am 16. August passiert sie Lambda Aquarii (λ Aqr), einen leicht veränderlichen roten Riesenstern, in einem Abstand von 6,5 Bogenminuten.
Der nach einer assyrischen Königin benannte Planetoid (584) Semiramis wurde am 15. Januar 1906 von dem deutschen Astronomen August Kopff in Heidelberg entdeckt. Er steht am 25. August im Sternbild Pegasus der Sonne gegenüber. Mit der maximal erreichbaren Helligkeit von 10,2 mag verfehlt er unser Kriterium für helle Kleinplaneten von 10,0 mag denkbar knapp. In ungünstigen Oppositionen kommt er gerade einmal auf die 13. Größe. Dies ist vor allem seiner Bahnexzentrizität von e = 0,23 und seiner Bahnneigung von i = 10,7 Grad geschuldet. Die 54 Kilometer große Semiramis umrundet unser Zentralgestirn einmal in 3,66 Jahren, so dass sich ähnliche Oppositionen alle elf Jahre wiederholen. Zwei Tage nach ihrer Opposition zieht Semiramis in nur zwei Bogenminuten südlichem Abstand an dem nur wenig helleren Stern HIP 108038 (9,0 mag) vorbei.
Interessante Begegnungen
Mit Omicron Capricorni (ο Cap, 5,5 mag) wird am 22. August ein schöner und einfacher Doppelstern von dem mittlerweile wieder deutlich schwächer gewordenen Kleinplaneten Urania besucht. Wer ein Fernrohr ab 15 bis 20 Zentimeter Öffnung zur Verfügung hat, kann sich an der lichtschwachen (980) Anacostia versuchen. Sie zieht am 4. August an dem kleinen und eher unauffälligen Sternhaufen NGC 6583 vorbei. Vielleicht ist das dennoch ein Foto wert. Mit einem Abstand von nur 2,5 Bogenminuten ist ihre Begegnung mit 14 Sagittarii (14 Sgr, 5,4 mag) recht eng. Bei dieser Gelegenheit kann sie auch einfacher aufgefunden werden. Nur noch zwei Bogenminuten trennen Ceres von HIP 6331 (6,8 mag) am 14. und Semiramis von HIP 108038 (9,0 mag) am 27. August. In sogar nur einer Bogenminute Distanz zieht (22) Kalliope am 24. August an HIP 1331 (6,5 mag) vorüber.
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