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Kleinplaneten im Juli 2025: Julia nimmt Fahrt auf

Asteroiden gehören auf Grund ihrer geringen Größe zu den unauffälligen Himmelsobjekten. Es sind mittlere oder größere Hobbyinstrumente erforderlich, um sie verfolgen zu können. Hier erfahren Sie, welche dieser Objekte im Juli Schauwerte bieten.
Der Asteroid (2) Pallas ist im Juli 2025 einer von denjenigen Kleinkörpern, die mit Helligkeit glänzen können.

Fünf Kleinplaneten und der Zwergplanet Ceres sind in diesem Monat heller als 10. Größe und bereits mit einem kleinen Fernrohr zu sehen. Wir bezeichnen solche Objekte etwas willkürlich als helle Kleinplaneten. Im Juli kommt keiner davon in Opposition zur Sonne. Im August werden es dagegen gleich sechs (!) sein. Die zwar günstig stehende, aber lichtschwächere Baucis lässt sich mit etwas größeren Teleskopen ab zehn Zentimeter Öffnung finden, vor allem dann, wenn sie bei etwas helleren Sternen steht. Aber nicht nur Sterne, sondern auch ein Kugelsternhaufen und eine schöne Galaxie erhalten Besuch von Kleinplaneten. Die Beobachter erdnaher Kleinplaneten müssen sich, sofern es keine Überraschungen gibt, noch etwas gedulden. Alle Zeitangaben beziehen sich auf Mannheim.

Helle Kleinplaneten

Nach rund neunmonatiger Abstinenz macht sich der Zwergplanet (1) Ceres jetzt langsam wieder am Morgenhimmel im Sternbild Walfisch bemerkbar. Im Monatsverlauf verlagert sich seine Aufgangszeit von 02:13 Uhr auf 00:33 Uhr MESZ, und seine Helligkeit nimmt von 9,0 auf 8,6 mag zu.

(2) Pallas bewegt sich den ganzen Juli über durch das kleine Sternbild Delphin. Ihre größte Höhe im Süden, die Kulmination, erreicht sie am Monatsanfang mit 9,7 mag noch um 03:50 Uhr MESZ und Ende Juli mit 9,4 mag schon um 01:32 Uhr. Der Sonne gegenüber steht sie dann am 6. August (siehe »Pallas im Delphin«). Am Monatsletzten befindet sich Pallas rund 15 Bogenminuten südlich von Alpha Delphini (α Del, 3,8 mag), einem extrem engen Dreifachsternsystem.

Pallas im Delphin | Der große Asteroid (2) Pallas steht erst am 6. August in Opposition und wird im Juli heller als 10 mag. Die Linie markiert seine scheinbaren Aufenthaltsorte am Sommerhimmel für Juni bis September.

Am 13. Juli verlässt (4) Vesta das Sternbild Jungfrau und tritt in die Waage über. Ihre Untergangszeiten verfrühen sich in diesem Monat von 02:45 Uhr auf 00:48 Uhr. In diesem Zeitraum geht auch ihre Helligkeit von 6,9 auf 7,4 mag zurück. Trotzdem ist kein weiterer Kleinplanet in diesem Monat auch nur annähernd so leuchtstark.

(6) Hebe befindet sich im Sternbild Wassermann. Anfang Juli ist sie noch 9,2 mag hell und geht um 23:53 Uhr auf. Am Monatsende kulminiert sie um 03:36 Uhr und steigert ihre Helligkeit bis dahin um fast eine Größenklasse auf 8,3 mag. Damit ist Hebe aber immer noch 0,9 mag lichtschwächer als Vesta. Am Ende des nächsten Monats steht sie dann in einer sehr günstigen Opposition zur Sonne.

In den ersten Julitagen wird (63) Ausonia wieder heller als 10. Größe und steigert das bis zum Monatsende auf 9,3 mag. Sie durchwandert das Sternbild Steinbock und kommt dort auch zu Beginn des nächsten Monats in eine sehr günstige Oppositionsstellung zur Sonne. Im Juli verlagert sich ihre Kulminationszeit von 04:14 Uhr auf 01:52 Uhr MESZ. Am 17. Juli finden wir Ausonia leicht in nur drei Bogenminuten nördlichem Abstand von HIP 104810 (7,0 mag).

Julia in Steinbock und Wassermann | Der Asteroid (89) Julia ist etwa 145 Kilometer groß. Der Kleinkörper erreicht am 11. August eine günstige Opposition.

(89) Julia ist im Sternbild Steinbock zu finden und bereitet sich auf ihre ausgesprochen günstige Opposition vor, die sie dort am 11. August erreichen wird (siehe »Julia in Steinbock und Wassermann«). Dabei erreicht sie mit 8,5 mag ihre größtmögliche Helligkeit. Anfang Juli ist Julia noch 9,8 mag hell und steht um 04:42 Uhr am höchsten, am Monatsende sind es bereits 8,9 mag, und sie überschreitet den Meridian um 02:24 Uhr. Julia wurde am 6. August 1866 von dem französischen Astronomen Édouard Jean-Marie Stephan am Observatorium in Marseille entdeckt. Als zweiten Asteroiden entdeckte er einige Monate später auch noch Aegina. Außerdem war er Entdecker des berühmten Stephans Quintetts, einer engen Galaxiengruppe im Sternbild Pegasus. Der vermutlich nach der Schutzheiligen Julia von Korsika benannte Himmelskörper umrundet die Sonne einmal in 4,1 Jahren. Dabei ist die Bahn ziemlich exzentrisch (e = 0,18) und um etwas mehr als 16 Grad gegen die Ekliptik geneigt. Das führt dazu, dass die Oppositionshelligkeiten der im Mittel 145 Kilometer großen Julia zwischen 8,5 und fast 11 mag schwanken können. Am 28. Juli kann sie nur zwei Bogenminuten vom nur wenig helleren Stern TYC 5795-1195-1 (8,7 mag) entfernt leichter identifiziert werden.

Lichtschwächere Kleinplaneten

Ebenfalls am Observatorium in Marseille entdeckte der französische Astronom Alphonse Louis Nicolas Borrelly am 5. Februar 1877 einen Kleinplaneten, der nach einer Frauengestalt aus der griechischen Mythologie (172) Baucis genannt wurde. Baucis kommt am 24. Juli im Sternbild Schütze in eine relativ günstige Opposition zur Sonne und wird 11,0 mag hell. Dabei verfehlt sie den maximal möglichen Wert um 0,3 mag. In ungünstigen Fällen bleibt sie etwas schwächer als 12. Größe. Ihre Bahn um die Sonne ist etwas exzentrisch (e = 0,11) und um 10,0 Grad gegen die Ekliptik geneigt. Ein Sonnenumlauf der gut 60 Kilometer großen Baucis dauert 3,67 Jahre. Bei zwei Gelegenheiten kann sie bei etwas helleren Sternen einfacher aufgefunden werden. Auf Grund ihrer südlichen Deklination (–29 Grad) sollte man jedoch freie Sicht zum südlichen Horizont haben.

Enge Begegnungen zwischen Kleinplaneten und hellen Sternen | Die Tabelle gibt die Zeiten und Himmelsorte von Begegnungen der Kleinplaneten mit anderen Objekten wieder. Die Fußnoten bedeuten: 1) Galaxie Typ Sb, Größe 6,3 × 2,6 Bogenminuten; 2) Kugelsternhaufen, Durchmesser 11 Bogenminuten

Interessante Begegnungen

Unter den Ereignissen der in diesem Monat recht kurzen Liste der engen Begegnungen sind zwei, die auch für Astrofotografen interessant sein können. Am 9. Juli zieht (532) Herculina (10,6 mag) knapp drei Bogenminuten südlich am Zentrum des Kugelsternhaufens Messier 30 vorbei. Der französische Astronom Charles Messier hat ihn am 3. August 1764 von Paris aus entdeckt. Dieser ist knapp 100 Lichtjahre groß und etwa 25 000 Lichtjahre von uns entfernt.

Der mit nur 12,0 mag ziemlich lichtschwache Planetoid (779) Nina befindet sich am 5. Juli rund neun Bogenminuten südlich der Spiralgalaxie NGC 7814 im Sternbild Pegasus. Sie ist gut 50 Millionen Lichtjahre entfernt und 90 000 Lichtjahre groß. In ihrer Umgebung befinden sich noch einige weitere kleinere und lichtschwächere Objekte, die alle zusammen die NGC 7814-Galaxiengruppe bilden. Wir sehen die Galaxie fast genau von der Kante, was ihr wegen der Ähnlichkeit zum Sombreronebel (Messier 104) auch den Namen »Kleiner Sombreronebel« eingebracht hat. Beide Ereignisse sind bestimmt ein Foto wert.

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