Kleinplaneten im Juni 2025: Kein heller Asteroid in Opposition

Vier Asteroiden sind in diesem Monat heller als 10. Größe und zählen für uns zu den hellen Kleinplaneten. Diese Zahl wird sich bis zum August sogar noch verdoppeln. Für eine erfolgreiche Beobachtung dieser Objekte ist ein Fernrohr mit einer Öffnung ab sechs Zentimeter ausreichend. Allerdings kommt keiner dieser vier im Juni in Opposition zur Sonne, und diejenige von Desiderata Ende Mai ist wegen ihrer Position am Himmel extrem ungünstig. Für die Beobachtung der zwar recht lichtschwachen, aber günstig stehenden Menippe sollte das Beobachtungsinstrument schon mindestens 15 Zentimeter Durchmesser aufweisen. Mit Regulus (α Leo) und Nunki (σ Sgr) werden im Juni immerhin zwei sehr helle Sterne von Planetoiden besucht, leider aber keine Deep-Sky-Objekte. Hellere NEAs (Near Earth Asteroids) haben sich erst wieder für den Herbst angekündigt. Überraschungen wie 2024 MK im vergangenen Jahr (siehe SuW 10/2024, S. 57) sind natürlich jederzeit möglich. Alle Zeitangaben beziehen sich auf Mannheim.
Helle Kleinplaneten
Ab der zweiten Junidekade wird (2) Pallas wieder heller als 10. Größe und macht sich am Morgenhimmel bemerkbar. Sie läuft durch das Sternbild Delfin. Zur Monatsmitte steht sie um 05:03 Uhr MESZ im Süden, also in Kulmination, und ist 9,9 mag hell. Bis Monatsende steigt ihre Helligkeit leicht auf 9,7 mag an, und sie erreicht ihre größte Höhe um 03:54 Uhr.
(4) Vesta ist weiterhin im Sternbild Jungfrau zu finden. Im Monatsverlauf geht ihre Helligkeit von 6,3 auf 6,9 mag deutlich zurück. Auch ihre Untergangszeiten verlagern sich im Juni von 04:58 Uhr auf 02:49 Uhr MESZ. Trotzdem ist sie mit weitem Abstand der hellste und bereits mit einem Fernglas sichtbare Kleinplanet.
Mit (6) Hebe taucht Anfang Juni ein weiterer Kleinplanet mit 9,8 mag wieder am Morgenhimmel im Sternbild Wassermann auf. Zunächst steigt er um 01:26 Uhr MESZ über die Horizontlinie. Bis zum Ende des Monats verbessern sich die Beobachtungsbedingungen deutlich. Sein Aufgang erfolgt dann bereits um 23:56 Uhr, und er ist schon 9,2 mag hell. Das wird sich aber bis zur Opposition Ende August noch deutlich steigern. Am 22. Juni lässt sich Hebe gut fünf Bogenminuten nordwestlich des Sterns HIP 111170 (6,2 mag) leicht auffinden.
Mit (89) Julia wird ein weiterer Planetoid in der letzten Monatswoche wieder heller als 10 mag. Er bewegt sich im Sternbild Steinbock und geht Ende Juni mit 9,8 mag um 00:01 Uhr MESZ auf.
(344) Desiderata steht am 27. Mai an der Grenze der Sternbilder Skorpion und Wolf unserem Zentralgestirn gegenüber, in Opposition zur Sonne, wie man auch sagt, und wird 9,9 mag hell (siehe »Desiderata in Skorpion und Wolf« und SuW 5/2025, S. 53). Sie ist aber nur noch wenige Tage heller als 10. Größe. Sehen kann man sie auf Grund ihrer extrem südlichen Deklination – deutlich unterhalb von –30 Grad – bestenfalls vom Süden Deutschlands aus oder von Beobachtern, die in südlicheren Gefilden Urlaub machen und auch dann am besten zum Zeitpunkt ihrer Kulmination. Diese erfolgt Anfang Juni um 00:51 Uhr MESZ.
Lichtschwächere Kleinplaneten
Am 18. Juni 1878 entdeckte der deutsch-amerikanische Astronom Christian Heinrich Friedrich Peters am Litchfield Observatory in Clinton, New York, einen Kleinplaneten, der nach einer Tochter des Himmelsjägers Orion in der griechischen Mythologie (188) Menippe benannt wurde. Er steht am 7. Juni im Sternbild Schlangenträger in einer sehr günstigen Opposition zur Sonne und erreicht mit 12,2 mag seine größtmögliche Helligkeit. In weniger günstigen Fällen können es rund zwei Größenklassen weniger sein. Die Bahn der nur etwa 36 Kilometer großen Menippe ist mit e = 0,18 mäßig exzentrisch und um 11,7 Grad gegen die Ekliptik geneigt. Dabei dauert ein Sonnenumlauf 4,59 Jahre. Am Morgen des 4. Juni befindet sie sich nur drei Bogenminuten östlich von HIP 83854 (6,0 mag) und sollte dann gut aufzufinden sein.
Interessante Begegnungen
Die sehr enge Begegnung (Winkeldistanz nur eine Bogenminute) der recht lichtschwachen (29) Amphitrite (11,4 mag) mit 45 Leonis (45 Leo, 6,0 mag) am 24. und die mit Rho Leonis (ρ Leo, 3,9 mag) – der dann fast genau ein Grad südlich von Mars steht – am 28. Juni sind nicht leicht zu beobachten. Zum einen finden sie in einer relativ geringen Höhe über dem Horizont statt, und zum anderen gibt es zu dieser Zeit bei uns keine astronomische Dämmerung (Sonne 18 Grad unter dem Horizont) mehr. Lediglich die mit Regulus (α Leo, 1,4 mag), dem Hauptstern des Löwen, am 9. Juni, kann auf Grund größerer Distanz zum Horizont etwas leichter verfolgt werden. Der kleinste Abstand der beiden Himmelskörper von lediglich 1,5 Bogenminuten findet allerdings für uns nach deren Untergang statt und entgeht uns somit. Um Mitternacht sind es noch 7,5 Bogenminuten. Mit Sigma Sagittarii (σ Sgr, 2,0 mag) wird am 23. Juni ein weiterer sehr heller Stern von einem Planetoiden besucht, und zwar von (980) Anacostia (11,2 mag). Allerdings beträgt der gegenseitige Abstand in diesem Fall mit 13 Bogenminuten fast einen halben Monddurchmesser. Zu nennenswerten Begegnungen von Kleinplaneten mit Sternhaufen, Nebeln und Galaxien kommt es im Juni nicht.
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