Kleinplaneten im September 2025: Zwergplanet Ceres kommt hellem Stern sehr nah

Sechs Planetoiden dürfen wir im September zu der von uns etwas willkürlich definierten Gruppe der hellen Kleinplaneten zählen. Wir verstehen darunter Objekte, die in diesem Monat mindestens die 10. Größenklasse erreichen. Keiner von ihnen steht im September der Sonne gegenüber, weil der Zwergplanet Ceres erst Anfang Oktober in diese Position kommt. Während für die Beobachtung der hellen Kleinplaneten ein Fernrohr mit etwa sechs Zentimeter Öffnung ausreichend ist, sollte die Optik bei den lichtschwächeren Objekten, die zum Teil nur die 12. Größe haben, schon 15 bis 20 Zentimeter Durchmesser haben. Die größten Helligkeiten von Klytaemnestra, Huenna und Bandusia liegen alle in diesem Bereich. Lediglich Gyptis wird etwas heller als 11 mag. Bei engen Begegnungen mit helleren Sternen lassen sich aber auch die lichtschwachen Planetoiden etwas leichter auffinden. Nach mehrmonatiger Flaute besucht uns schließlich Ende September mit 1998 FW4 wieder ein Erdbahnkreuzer, allerdings ein ziemlich lichtschwacher. Alle Zeitangaben beziehen sich auf Mannheim.
Helle Kleinplaneten
Der Zwergplanet (1) Ceres bewegt sich durch das Sternbild Walfisch und nähert sich seiner eher ungünstigen Opposition, die er Anfang Oktober erreichen wird (siehe »Zwergplanet im Walfisch«). Zunächst ist er noch 8,0 mag hell und steigert sich bis zum Monatsende auf 7,6 mag. Der Zeitpunkt seiner größten Höhe im Süden, der Kulmination, verlagert sich im Monatsverlauf von 04:04 Uhr MESZ auf 01:51 Uhr. Am Abend des 16. September kann Ceres nur 1,5 Bogenminuten südwestlich von 32 Ceti (32 Cet, 6,4 mag) problemlos aufgefunden werden.
Am 8. September wechselt (2) Pallas vom Sternbild Delphin in den Adler. Den Meridian überquert sie Anfang September um 22:59 Uhr MESZ und ist dabei 9,5 mag hell. Dieser Wert geht bis zum Monatsende auf 9,8 mag zurück, und sie steht dann um 21:00 Uhr im Süden.
Die Beobachtungsperiode von (4) Vesta im Sternbild Waage geht jetzt zu Ende. Beim Anbruch der astronomischen Dämmerung (Sonne 18 Grad unter dem Horizont) steht der 7,8 mag helle Kleinplanet nur noch rund sieben Grad über dem südwestlichen Horizont und geht um 22:57 Uhr MESZ unter.
(6) Hebe ist weiterhin im Sternbild Wassermann zu finden. Dort stand sie Ende August in einer äußerst günstigen Opposition zur Sonne. Mittlerweile beträgt ihre Helligkeit zunächst zwar noch 7,6 mag, nimmt aber bis Ende September merklich auf 8,3 mag ab. Der Zeitpunkt ihrer Kulmination verlagert sich im Verlauf des Monats von 01:14 Uhr MESZ auf 23:02 Uhr.
Nach ihrer ebenfalls sehr günstigen Opposition vom Vormonat nimmt die Helligkeit von (89) Julia, die auch im Sternbild Wassermann zu finden ist, deutlich von 9,1 mag auf 9,8 mag ab. Am höchsten steht sie Anfang September noch um 23:39 Uhr MESZ und am Ende des Monats schon um 21:35 Uhr. Am 1. September kann der rund fünf Bogenminuten östlich stehende Stern 7 Aquarii (7 Aqr, 5,5 mag) beim Aufsuchen behilflich sein.
Nach rund fünfjähriger Abwesenheit darf sich (471) Papagena wieder zu den hellen Kleinplaneten zählen lassen. Sie bewegt sich durch das Sternbild Stier und wird in den letzten Monatstagen heller als 10. Größe. Ende September kulminiert sie um 04:36 Uhr MESZ.
Lichtschwächere Kleinplaneten
Am 11. November 1877 entdeckte der US-amerikanische Astronom James Craig Watson in Ann Arbor, Michigan, als letzten von insgesamt 22 Planetoiden, einen Kleinplaneten der den Namen (179) Klytaemnestra erhielt. Sie war die Frau von Agamemnon in der griechischen Mythologie. Bei der diesjährigen Opposition am 18. September im Sternbild Pegasus leuchtet Klytaemnestra mit der größtmöglichen Helligkeit von 11,9 mag. In ungünstigen Fällen sind es gut eine Magnitude weniger. Die Bahn des 70 Kilometer großen Himmelskörpers ist leicht exzentrisch (e = 0,11), um 7,8 Grad gegen die Ekliptik geneigt und wird einmal in 5,13 Jahren durchlaufen. Sie ist namensgebender Asteroid einer mehrerer hundert Mitglieder umfassenden Kleinplanetenfamilie mit ähnlichen Bahneigenschaften. Kurz vor ihrer Opposition ist Klytaemnestra 3,5 Bogenminuten südöstlich vom Stern HIP 115719 (8,8 mag) etwas leichter aufzufinden.
Für die am 8. Januar 1894 von dem französischen Astronomen Auguste Charlois in Nizza entdeckte (379) Huenna sind 12,2 mag bei ihrer Opposition am 5. September im Sternbild Wassermann ebenfalls der bestmögliche Wert. Sind die Umstände weniger gut, kann der Wert auch 2 mag geringer ausfallen. Ein Sonnenumlauf der 85 Kilometer großen Huenna dauert auf ihrer mäßig exzentrischen (e = 0,18) und um nur 1,7 Grad gegen die Ekliptik geneigten Bahn 5,57 Jahre. Sie hat einen knapp sechs Kilometer großen Mond, der den Mutterkörper in einem Abstand von etwa 3300 Kilometer in rund 88 Tagen umrundet. Benannt wurde Huenna nach der schwedischen Insel Ven, auf der sich das Observatorium des dänischen Astronomen Tycho Brahe befindet. Eine Gelegenheit, den Kleinplaneten etwas besser aufzuspüren, ergibt sich am 11. September. Dann finden wir Huenna 3,5 Bogenminuten südöstlich von HIP 112796 (7,8 mag).
Der am 31. März 1899 von dem französischen Astronomen Jérôme Eugène Coggia in Marseille entdeckte Planetoid (444) Gyptis steht am 22. September im Sternbild Fische der Sonne gegenüber. Mit einer Helligkeit von 10,7 mag verfehlt er den größtmöglichen Wert von 10,5 mag, der im Jahr 2062 erreicht wird, nur knapp. Vor allem wegen der mit e = 0,17 recht hohen Bahnexzentrizität können es aber auch mehr als zwei Größenklassen weniger sein. Die um 10,3 Grad gegen die Ekliptik geneigte Bahn wird einmal in 4,61 Jahren durchlaufen. Die knapp 160 Kilometer große Gyptis wurde nach der Frau des legendären Gründers von Marseille benannt. Am 7. und am 27. September befindet sie sich in der Nähe recht heller Sterne und sollte bei diesen Gelegenheiten gut zu identifizieren sein.
Nur einen Tag nach Gyptis befindet sich (597) Bandusia im Sternbild Walfisch in Opposition zur Sonne. Dabei wird der maximal mögliche Helligkeitswert von 12,1 mag, wie zum Beispiel in den Jahren 2034 und 2047, nur um 0,1 mag verfehlt. Bei weniger günstigen Oppositionen bleibt die Helligkeit fast zwei Magnituden niedriger. Die nur rund 36 Kilometer große Bandusia läuft in einer Bahn um die Sonne die eine Exzentrizität von e = 0,14 und eine Inklination von i = 12,8 Grad aufweist. Ein Sonnenumlauf dauert 4,37 Jahre. Der Kleinplanet wurde am 16. April 1906 von dem deutschen Astronomen Max Wolf in Heidelberg entdeckt und nach einem Brunnen in Apulien benannt. Am Oppositionstag passiert er den Stern 9 Ceti (9 Cet, 6,4 mag) in 3,5 Bogenminuten nördlichem Abstand.
Interessante Begegnungen
Im September wird zwar leider kein Deep-Sky-Objekt von einem Kleinplaneten besucht, dafür aber ein besonderer Stern. Es handelt sich dabei um 19 Piscium (19 Psc) oder auch TX Piscium (TX Psc). Er ist ein roter Riesenstern und einer der rötesten mit bloßem Auge sichtbaren Sterne. Seine Helligkeit ist ohne bestimmte Periode, also unregelmäßig veränderlich und zwar zwischen 4,8 mag und etwa 5,2 mag. Außerdem zählt er zu den Kohlenstoffsternen (C-Stern). Bei diesen ist das Verhältnis von Kohlenstoff zu Sauerstoff im Spektrum größer als 1. Am 27. September zieht Gyptis in 4,5 Bogenminuten Abstand nordwestlich an diesem Stern vorbei. Den noch helleren Stern Omega Piscium (ω Psc, 4,0 mag) passiert sie am 7. September sogar in nur 2,5 Bogenminuten westlicher Distanz. Am 16. September kann das am leichtesten zu beobachtende und spektakulärste Ereignis in der Tabelle der engen Begegnungen gesehen werden. Am späten Abend finden wir die bereits in einem Fernglas sichtbare Ceres nur 1,5 Bogenminuten südwestlich von 32 Ceti (32 Cet, 6,4 mag). Auch (433) Eros (11,4 mag), der Ende November wieder in eine nennenswerte Erdnähe kommt und bis dahin noch eine Größenklasse an Helligkeit zulegt, macht sich wieder bemerkbar. Wir finden ihn am 28. September 6,5 Bogenminuten südwestlich von HIP 9438 (6,8 mag).
Erdnahe Kleinplaneten
In den letzten Septembertagen bekommen wir nach einigen Wartemonaten endlich wieder einmal Besuch von einem erdnahen Asteroiden (englisch: Near Earth Asteroid, kurz NEA). Er wurde am 20. März 1998 im Rahmen des Programms LINEAR (Lincoln Near Earth Asteroid Research) in Socorro, New Mexico, entdeckt. Der Apollo-Asteroid erhielt die Bezeichnung (152664) 1998 FW4. Diese Untergruppe der erdnahen Asteroiden hat eine große Bahnhalbachse, die größer als eine Astronomische Einheit (AE) und deren sonnennächster Bahnpunkt (Perihel) kleiner als 1,017 AE, dem sonnenfernsten Punkt der Erdbahn (Aphel), ist. Dabei entspricht 1 AE dem mittleren Abstand Erde – Sonne (149,6 Millionen Kilometer). Die Bahn von 1998 FW4 ist mit e = 0,71 äußerst exzentrisch und lediglich um 3,4 Grad gegen die Ekliptik geneigt. Eine Umrundung unseres Zentralgestirns dauert dabei 4,01 Jahre. Sein Perihel liegt bei 0,72 AE und das Aphel bei 4,32 AE. Am Abend des 29. September nähert sich uns der Planetoid bis auf 0,0258 AE (3,86 Millionen Kilometer). Das ist ziemlich genau die zehnfache Entfernung des Mondes von der Erde. Im Jahr 2009 war er uns noch etwas näher, und in vier Jahren wird er ein wenig weiter von uns entfernt sein. Trotzdem erreicht seine maximale Helligkeit nur 13,9 mag. Zu diesem Zeitpunkt ist er aber für uns nicht beobachtbar. Sein Weg am Himmel führt ihn ohne störendes Mondlicht vom Sternbild Fische weiter durch die Sternbilder Dreieck, Andromeda und Perseus bis in die Giraffe. Seine Bahngeschwindigkeit am Himmel steigt auf eine Bogenminute in der Minute. Am 28. September ist 1998 FW4 rund zehn Bogenminuten westlich von 58 Andromedae (58 And, 4,8 mag) entfernt und einen Tag später passiert er den leicht veränderlichen Stern Mirfak oder Alpha Persei (α Per, 1,8 mag) einen Monddurchmesser nördlich. Wem gelingt ein Foto des Asteroiden?
Eine für Mannheim gültige topozentrische Ephemeride des Kleinplaneten findet sich in der Tabelle. Grundsätzlich empfiehlt es sich eine tagesaktuelle Ephemeride zu verwenden. Diese lässt sich zum Beispiel unter http://www.minorplanetcenter.net/iau/MPEph/MPEph.html erstellen.
Positionsmessungen des Planetoiden sind für eine Verbesserung seiner Bahnelemente von großer Bedeutung. Weitere Hinweise zur Auswertung erfolgreicher Beobachtungen finden sich auf der Webseite der Fachgruppe Kleine Planeten der Vereinigung der Sternfreunde: http://www.kleinplanetenseite.de.
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