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Beobachtungstipp: Stellare Juwelen im Perseus

Offene Sternhaufen wie Melotte 20 sind ideale Objekte für das Fernglas. Mit bloßem Auge sind bereits Sterne sichtbar, aber mit optischen Hilfsmitteln zeigen sie ihre wahre Pracht.
Silhouette einer Person mit Fernglas vor dem Hintergrund eines dunklen Himmels.
Viele Sternhaufen lassen sich am besten mit dem Fernglas beobachten.

Der recht zerstreut am Himmel stehende, uns sehr nahe Sternhaufen Melotte 20 ist ein ideales Objekt für eine gering vergrößernde Optik mit großem Gesichtsfeld, beispiels­weise ein 7×50- oder 8×40-Fernglas. Die helle Sternansammlung im Sternbild Perseus findet sich als 20. Eintrag in dem Verzeichnis von 245 Sternhaufen, das der britische Astronom Philibert Jacques Melotte (1880–1961) schuf. Die als OB-Asso­ziation klassifizierte Gruppe gehört physisch zum 1,8 mag hellen Stern Alpha Persei (α Per) und ist damit nur 560 Licht­jahre von uns entfernt, wenig weiter als die Plejaden. Aber Melotte 20 ist bereits viel zerstreuter als das Siebengestirn und erstreckt sich über ein Himmelsareal von rund fünf Grad Durchmesser – trotz eines noch nicht sehr fortgeschrittenen Alters von etwa 60 Millionen Jahren. Mehrere helle, schon mit bloßem Auge sichtbare heiße Sterne vom Spektraltyp B zählen zu diesem Haufen, so auch der 3,0 mag helle Delta Persei (δ Per). Im Fernglas zeigt sich zudem eine ganze Reihe weiterer, nicht ganz so heller Sterne. Unser Gehirn deutet ihre Ver­teilung sogleich als ein großes S, das von α Per ausgehend nach Süd­osten verläuft. Diese Figur ist vermutlich nur eine zufällige Projektion der sehr locker verteilten Haufensterne an unseren Himmel, und sicherlich haben sich hier auch einige Hintergrundsterne hineingemogelt.

Die Sterne von Melotte 20 wurden von den Gezeiten­kräften unserer Milchstraße schon weit auseinandergetrieben und sind derzeit über einen Durchmesser von mehr als 50 Licht­jahren im Raum verteilt. Nur in einem weiten Bildfeld hebt sich der Haufen gut vom Sternhintergrund ab. Im Gegensatz zu anderen, sehr lockeren Sternhaufen des Melotte-Katalogs kann das als Perseus-OB-Assoziation bekannte Sternennest Melotte 20 mit dem Fernglas auch aus der Stadt heraus sehr gut beobachtet werden.

Ideales Objekt für das Fernglas | Im Gebiet um den 1,8 mag hellen Stern Alpha Persei (α Per) zeigt der auf ein Feld von fünf Grad Durchmesser zerstreute Sternhaufen Melotte 20 scheinbar eine S-Form. Ein Fernglas eignet sich am besten, um den prächtigen Anblick dieses Haufens zu genießen.
  • Kurz erklärt
    Was ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
  • Bogenminute
    Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
  • Ekliptik
    Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
  • Elongation
    Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
  • Helligkeit (mag)
    Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
  • Konjunktion
    Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
  • Kulmination
    Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
  • Meridian
    Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
  • Opposition
    Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
  • Seeing
    Das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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