Kleinplaneten im Oktober 2025: Eros kommt zurück

Im Oktober sind vier Kleinplaneten und der Zwergplanet Ceres, der am Monatsanfang in Opposition zur Sonne kommt, heller als 10. Größe und zählen für uns zu den hellen Kleinplaneten. Für eine erfolgreiche Beobachtung ist hier ein Teleskop mit etwa sechs Zentimeter Öffnung ausreichend. Bei den lichtschwächeren Planetoiden Io und Eros, von denen letzterer im nächsten Monat wieder in Erdnähe kommt, dürfte die Optik auch etwas größer sein (siehe »Liebesgott auf Tuchfühlung«). Die trotz günstiger Opposition ziemlich lichtschwache Sophrosyne sollte in einem Instrument mit 15 bis 20 Zentimeter Objektivdurchmesser zu sehen sein. Günstige Gelegenheiten, diese Kleinplaneten in der Nähe hellerer Sterne etwas leichter aufzufinden, gibt es einige. Mit 2004 FN18 hat sich für Ende Oktober wieder ein Erdbahnkreuzer angekündigt. Alle Zeitangaben beziehen sich auf Mannheim.
Helle Kleinplaneten
Im Sternbild Walfisch ist der Zwergplanet (1) Ceres zu finden. Er steht am 2. Oktober der Sonne gegenüber (in Opposition) und wird 7,6 mag hell (siehe Suchkarte in SuW 9/2025, S. 55). Am Monatsanfang überquert er den Meridian und kulminiert um 01:47 Uhr MESZ bei einer Helligkeit von 7,6 mag. Bis zum Monatsende hat seine Helligkeit wieder auf 8,0 mag abgenommen, und er befindet sich um 22:41 Uhr MEZ im Süden. Besonders leicht finden wir Ceres am 11. Oktober, wenn sie den Stern Phi-2 Ceti (Φ2 Cet, 5,2 mag) in einem Abstand von 8,5 Bogenminuten südlich passiert. Am 24. Oktober ist sie sogar nur eine halbe Bogenminute von HIP 3122 (6,8 mag) entfernt.
(2) Pallas im Sternbild Adler ist nur noch eine Woche lang heller als 10. Größe und kulminiert mit 9,9 mag um 20:56 Uhr MESZ.
(6) Hebe bewegt sich durch den südlichen Teil des Sternbilds Wassermann und streift dabei das Sternbild Südlicher Fisch. Zum Monatsbeginn steht sie noch um 22:57 Uhr MESZ im Süden und Ende Oktober schon um 20:12 Uhr MEZ. Im Monatsverlauf nimmt die Helligkeit von Hebe deutlich von 8,4 mag auf 9,0 mag ab.
Ebenfalls im Wassermann ist noch (89) Julia zu sehen. Sie überschreitet die Mittagslinie Anfang Oktober um 21:31 Uhr MESZ mit 9,8 mag. In der zweiten Monatswoche wird sie bereits wieder schwächer als 10. Größe.
In der äußersten südwestlichen Ecke des Sternbilds Stier ist (471) Papagena zu finden. Im Monatsverlauf verlagert sich ihre Kulminationszeit von 04:32 Uhr MESZ auf 01:19 Uhr MEZ, und ihre Helligkeit steigt merklich von 9,9 mag auf 9,2 mag.
Lichtschwächere Kleinplaneten
Der am 19. September 1865 vom deutsch-US-amerikanischen Astronomen Christian Heinrich Friedrich Peters in Clinton, New York, entdeckte Planetoid (85) Io steht am 16. Oktober im Sternbild Fische in einer sehr günstigen Opposition zur Sonne und wird 10,4 mag hell. Das ist auch der größtmögliche Wert. In ungünstigen Fällen bleibt Io mehr als 2,0 mag lichtschwächer. Die Bahn des im Mittel 155 Kilometer großen Himmelskörpers ist mit e = 0,19 mäßig exzentrisch, um fast 12 Grad gegen die Ekliptik geneigt und wird in 4,32 Jahren durchlaufen. Benannt wurde Io nach einer Figur aus der griechischen Mythologie. Am 11. und vor allem am 21. Oktober ist sie bei helleren Sternen leichter aufzufinden. Io gilt als eines der größeren Mitglieder der Eunomia-Kleinplanetenfamilie, die rund 6000 Mitglieder umfasst. Auf Grund spektraler Unterschiede zu anderen Mitgliedern scheint sie aber nicht aus demselben Mutterkörper hervorgegangen zu sein, sondern hat sich vielleicht nur »eingeschlichen«.
Lediglich 11,9 mag, aber dennoch den maximal möglichen Wert, erzielt (134) Sophrosyne bei ihrer diesjährigen Opposition am 8. Oktober ebenfalls im Sternbild Fische. Bisweilen ist sie aber auch 1,0 mag weniger hell. Ihre Bahn um unser Zentralgestirn weist eine Inklination von i = 11,6 Grad auf und ist leicht exzentrisch (e = 0,12). Ein Sonnenumlauf der rund 110 Kilometer großen Sophrosyne dauert 4,10 Jahre. Sie wurde am 27. September 1873 von dem deutschen Astronomen Karl Theodor Robert Luther an der Sternwarte in Düsseldorf entdeckt und nach einer der Tugenden in Platons System benannt. Sie passiert am 4. und am 13. Oktober die hellen Sterne 57 beziehungsweise 53 Piscium und ist am 1. Oktober sogar nur 1,5 Bogenminuten vom allerdings lichtschwächeren Stern HIP 3931 (8,5 mag) entfernt.
Interessante Begegnungen
Leider gibt es im Oktober keine engen Begegnungen von Kleinplaneten mit Deep-Sky-Objekten. Mit 57 Piscium (EL Piscium) wird lediglich ein leicht veränderlicher roter Riesenstern von Sophrosyne besucht. Die meisten Ereignisse mit zum Teil auch sehr geringen Abständen zwischen Stern und Asteroid sind bei den betreffenden Kleinplaneten bereits erwähnt; diejenigen mit Beteiligung von 2004 FN18 könnten noch mit gewissen Unsicherheiten behaftet sein.
Erdnahe Kleinplaneten
Sein letzter Besuch ist gut sechs Jahre her – jetzt kehrt (433) Eros zurück. Mit 10,4 mag im November ist er aber bei Weitem nicht mehr so hell wie damals (9,1 mag). Trotzdem ist es seine größte Helligkeit bis zum Jahr 2049. Eros gehört zur Gruppe der Amor-Asteroiden, die sich der Erdbahn zwar stark annähern können, sie aber nicht schneiden. Entdeckt wurde er am 13. August 1898 von dem deutschen Astronomen Gustav Witt und seinem Assistenten Felix Linke an der Berliner Urania-Sternwarte. Die Bahn des unregelmäßig geformten Himmelskörpers (34 × 11 × 11 Kilometer) ist mit e = 0,22 mäßig exzentrisch und um 10,8 Grad gegen die Ekliptik geneigt. Für eine Sonnenumrundung braucht Eros 1,76 Jahre. Im Perihel ist er 1,13 Astronomische Einheiten (AE) und im Aphel 1,78 AE von der Sonne entfernt. Dabei entspricht 1 AE dem mittleren Abstand zwischen Erde und Sonne, nämlich 149,6 Millionen Kilometern. In diesem Jahr steht Eros am 29. Oktober in ekliptikaler Länge der Sonne gegenüber. Am 30. November befindet er sich schließlich mit 0,398 AE in Erdnähe. Den ganzen Oktober über ist Eros im Sternbild Andromeda zirkumpolar und erreicht seine größte Höhe am Beginn des Monats um 02:46 Uhr MESZ und am Monatsende um 22:51 Uhr MEZ. Seine Helligkeit steigt in diesem Zeitraum von 11,3 mag auf den Maximalwert von 10,4 mag an. Am 13. Oktober befindet sich Eros nur zwei Bogenminuten von HIP 8044 (6,3 mag) entfernt, und am Oppositionstag steht er gut zwölf Bogenminuten südlich von Phi Andromedae (Φ And, 4,3 mag); er sollte bei diesen Gelegenheiten gut zu finden sein. Eine für Mannheim gültige topozentrische 5-Tages-Ephemeride von Eros findet sich in der ersten Tabelle.
Im Rahmen des Projekts LINEAR (Lincoln Near-Earth Asteroid Research) wurde am 27. März 2004 der Apollo-Asteroid (164206) 2004 FN18 entdeckt. Er kommt am 7. November mit 0,112 AE in die größte Erdnähe bis zum Jahr 2200. Dennoch steigt die Helligkeit des rund einen Kilometer großen Himmelskörpers nur auf 14,0 mag. Er ist damit auch für gut ausgerüstete Amateure ein anspruchsvolles Objekt. Seine Bahn um die Sonne ist stark exzentrisch (e = 0,41), hat eine Inklination von i = 18,3 Grad und wird in 2,22 Jahren durchlaufen. Das Perihel liegt mit 1,004 AE gerade noch innerhalb der Erdbahn, deren sonnenfernster Punkt sich bei 1,017 AE befindet. Sein Aphel ist 2,40 AE von der Sonne entfernt. Im Beobachtungszeitraum bewegt er sich vom Sternbild Widder in den Walfisch und weiter in das Sternbild Fluss Eridanus. Seine Geschwindigkeit am Himmel erreicht knapp neun Bogensekunden pro Minute. Bei drei Begegnungen mit helleren Sternen, die jedoch noch mit gewissen Unsicherheiten behaftet sein können, sollte der Erdbahnkreuzer zumindest fotografisch nachweisbar sein. Wer hat Erfolg?
Eine für Mannheim gültige topozentrische Ephemeride des Kleinplaneten findet sich in der zweiten Tabelle. Grundsätzlich empfiehlt es sich, tagesaktuelle Ephemeriden zu verwenden. Diese lassen sich zum Beispiel unter http://www.minorplanetcenter.net/iau/MPEph/MPEph.html erstellen.
Positionsmessungen der Planetoiden sind für eine Verbesserung ihrer Bahnelemente von großer Bedeutung. Weitere Hinweise zur Auswertung erfolgreicher Beobachtungen finden sich auf der Webseite der Fachgruppe Kleine Planeten der Vereinigung der Sternfreunde: https://www.kleinplanetenseite.de.
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