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Beobachtungstipps im Juni: Gasriesen begegnen dem Erdmond

Verflixte Himmelsmechanik! Es ist im Juni immer schwieriger, Venus zu beobachten, obwohl sie uns näher kommt und immer größer und heller erscheint. Dafür begegnen Jupiter und Saturn dem Mond.
Enge Begegnung zwischen dem Mond und Jupiter
Begegnungen zwischen dem Mond und Planeten sind immer ein schöner Anblick. Im Juni kommen sich Jupiter (oben) und Mond noch deutlich näher als in dieser Aufnahme von Januar 2023.

Merkur erreicht in diesem Monat ausnahmsweise weder eine Konjunktion noch eine größte Elongation: Von seinem beobachterisch ungünstigen, größten westlichen Winkelabstand zur Sonne am 29. Mai bewegt er sich den gesamten Juni auf seine obere Konjunktion zu, die er am 1. Juli erreichen wird. Das bedeutet: Im Juni bekommen wir den innersten Planeten des Sonnensystems nicht zu Gesicht!

Venus erreicht am 4. Juni ihre größte östliche Elongation und gleichzeitig die Dichotomie: Sie steht 45,4 Grad östlich der Sonne und erscheint im Teleskop genau halb beleuchtet. Das Venusscheibchen ist knapp 24 Bogensekunden groß und wächst weiter: Mitte August wird Venus in unterer Konjunktion, also zwischen Sonne und Erde stehen. Vorläufig strahlt sie aber weiterhin unverdrossen als heller Abendstern: Ihre scheinbare Helligkeit steigt im Monatslauf von –4,4 auf –4,7 mag. Damit erreicht sie Ende Juni fast ihren »größten Glanz«. Wer sich an einer abendliche Venusbeobachtung versuchen will, hat es dennoch zunehmend schwierig, denn zum Sommer­anfang steht die abendliche Ekliptik Woche für Woche flacher zum Westhorizont. So nimmt die Horizonthöhe der Venus rapide ab: Am 1. Juni finden wir sie, wenn die Sonne sechs Grad unter den Horizont gesunken ist und gegen 22:03 Uhr MESZ die bürgerliche Dämmerung beginnt, 24 Grad, am 30. Juni bei gleicher Sonnenhöhe, dann um 22:17 Uhr MESZ, hingegen nur noch 12,5 Grad über dem Westhorizont: Das Beobachtungsfenster schließt sich! Am Abend des 21. Juni steht der zunehmende Mond etwa 4,2 Grad nordwestlich von Venus, die sich ihrerseits in den letzten Junitagen dem unscheinbaren Mars annähert.

Mondsichel und der König der Planeten | Am Morgen des 14. Juni 2023 kommen sich am Osthorizont Jupiter und die abnehmende Mondsichel sehr nah.

Mars beendet im Juni seine Sichtbarkeitsperiode. Im Teleskop war auf der winzigen Marsscheibe schon seit Monaten kaum noch etwas zu erkennen. Der nur noch 1,7 mag helle Nachbarplanet geht am Monatsende gegen 23:50 Uhr MESZ unter, bloß rund zwei Stunden nach der Sonne. Zwischen dem 1. und 3. Juni durchquert er den Sternhaufen der Krippe (Messier 44) im Sternbild Krebs. Wer schnell ist – nur etwa eine Stunde bleibt zwischen Dämmerungsende und zu tiefer Horizonthöhe –, findet vielleicht Gelegenheit zu einem besonderen Astrofoto. Sonst bleibt nur die Mondpassage am 21. und 22. Juni sowie die Annäherung an die Venus in den letzten Junitagen zu erwähnen: Am 29. des Monats steht die helle Venus etwa 3,5 Grad westlich von Mars.

Jupiter zeigt sich am Morgenhimmel: Der Riesenplanet steht zur Monatsmitte gegen 04:30 Uhr MESZ, dem Beginn der bürgerlichen Dämmerung, 13 Grad über dem Osthorizont und leuchtet mit –2,1 mag als morgendliches Gestirn. Zu einer engen Begegnung mit dem Mond kommt es am Morgen des 14. Juni bei Sonnenaufgang: Unser Trabant ist dann nur 50 Bogenminuten von Jupiter entfernt (siehe »Mondsichel und der König der Planeten«). Bis zum 30. Juni verfrüht sich der Zeitpunkt des Jupiteraufgangs auf 02:15 Uhr MESZ.

Saturn lohnt sich wieder: Der Ringplanet geht am Monatsersten um 02:10 Uhr auf, am 30. Juni bereits um 00:18 Uhr MESZ. Er wird damit ein Objekt der zweiten Nachthälfte. Gegen Ende des Monats finden wir ihn bei Beginn der Morgendämmerung in knapp 28 Grad Höhe im Süden. Saturn ist 0,8 mag hell. Der Mond passiert Saturn vom 9. auf den 10. Juni; er wandert südlich am Planeten vorbei.

Uranus erreichte im Vormonat die Konjunktion mit der Sonne. Er steht ihr am Morgenhimmel noch zu nah, als dass er gesichtet werden könnte. Bis zum Monatsende kann er sich nicht aus der Dämmerung befreien.

Neptun steht etwa 19 Grad östlich von Saturn, wie im Vorjahr an der Grenze der Sternbilder Wassermann und Fische. Um den 7,8 mag hellen Planeten zu sehen, sollte man sich bis zum Monatsende Zeit lassen. Dann steht er um 03:40 Uhr MESZ, wenn die Sonne auf 11 Grad unter dem Horizont geklettert ist und die nautische Dämmerung beginnt (der Himmel also dunkel genug ist), 25 Grad über dem Südosthorizont. Ihn zu finden erfordert wiederum eine gute Sternkarte.

  • Kurz erklärt
    Was ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
  • Bogenminute
    Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
  • Ekliptik
    Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
  • Elongation
    Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
  • Helligkeit (mag)
    Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
  • Konjunktion
    Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
  • Kulmination
    Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
  • Meridian
    Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
  • Opposition
    Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
  • Seeing
    Das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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