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Beobachtungstipps: Ein Riese, rot wie ein Ziegelstein

Der kühle Riesenstern »La Superba« im Sternbild Jagdhunde begeistert mit seiner außergewöhnlichen Farbe und regelmäßigen Helligkeitsschwankungen, die sich gut beobachten lassen.
Der kühle rote Riesenstern »La Superba« hat eine ziegelrote Farbe
Der Stern »La Superba« im Sternbild Jagdhunde hat eine außergewöhnlich rote Farbe. Diese entsteht durch die geringe Temperatur des Sterns, der sich in der Endphase seines Lebens befindet und sich bereits deutlich aufgebläht und abgekühlt hat.

Der kühlste rote Riesenstern? Viele denken da zunächst an den Überriesen Beteigeuze, den linken Schulterstern des Orion, oder an Antares, den hellen, rötlichen Hauptstern im Skorpion – doch weit gefehlt. Der an Kohlenstoff reiche veränderliche Stern Y im Sternbild Jagdhunde (lateinisch: Canes Venatici, CVn) übertrifft sie alle: Im blauen Licht ist er um 2,5 mag schwächer als im gelbgrünen Spektralbereich. Der italienische Astronom und Jesuit Angelo Secchi (1818 – 1878) taufte ϒ CVn wegen seiner außergewöhnlichen Farbe und seines Lichtwechsels auf den Namen »La Superba«.

Ähnlich wie Beteigeuze, so ist auch dieser Stern in einer späten Phase seiner Entwicklung angelangt: Er hat sich derart aufgebläht, dass sein Durchmesser mehr als das 300-Fache des Sonnendurchmessers beträgt. Die kühle, an Kohlenstoff reiche Atmosphäre dieses Roten Überriesen ist bereits instabil. Etwa alle sechs Monate sinkt die Temperatur in den Außenbereichen so weit ab, dass sich in der Sternatmosphäre Rußpartikel bilden können, die das in den tiefer liegenden Schichten erzeugte Licht vorübergehend um mehrere Größenklassen abschwächen und die Blauanteile absorbieren.

Im Maximum erreicht die Helligkeit von La Superba rund 5 mag, im Minimum kann sie auf unter 6 mag absinken. Während des Maximums verrät sich die ziegelrote Farbe bereits in einem 10 × 50-Fernglas. Der Autor dieser Zeilen hat eine Farbsehschwäche, aber nach etwas längerem Hinschauen konnte er das Rot eindeutig wahrnehmen. Im Gegensatz zu La Superba erscheint Beteigeuze dem Auge lediglich orangerot. Es lohnt sich, den Stern alle paar Wochen anzu­visieren. Auf diese Weise lässt sich der drastische halbregelmäßige Lichtwechsel gut verfolgen.

Roter Stern am Frühlingshimmel | Der Kohlenstoffstern ϒ CVn im Sternbild Jagdhunde (lateinisch: Canes Venatici, CVn) bildet mit Alpha und Beta CVn (α und β CVn) ein gleichschenkliges Dreieck. Als weiteres berühmtes Objekt bietet sich in diesem Sternbild die Galaxie Messier 94 an, die ebenfalls im Fernglas sichtbar ist. Zur Aufnahme dieses Bildes nutzte Mario Weigand ein 80-Millimeter-Objektiv an einer Canon EOS 5D auf einer Montierung vom Typ Vixen AP StarTracker. Die Belichtungszeit betrug 30 Minuten.

Das Sternbild Jagdhunde finden Sie unterhalb der Deichsel des Großen Wagens. La Superba bildet mit Alpha und Beta Canum Venaticorum (α und β CVn) ein ­rechtwinkliges, nahezu gleichschenkliges Dreieck. Natürlich sollten Sie einen Beobachtungsort aufsuchen, an dem Sie nicht von hellen Lampen geblendet werden. Unter guten Bedingungen können Sie auch versuchen, mit Ihrem Fernglas die 8,2 mag helle Spiralgalaxie Messier 94 zu erspähen, die sich am Himmel unweit von α und β CVn befindet: eine 16 Millionen Lichtjahre entfernte Welteninsel.

  • Kurz erklärt
    Was ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
  • Bogenminute
    Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
  • Ekliptik
    Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
  • Elongation
    Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
  • Helligkeit (mag)
    Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
  • Konjunktion
    Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
  • Kulmination
    Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
  • Meridian
    Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
  • Opposition
    Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
  • Seeing
    Das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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