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Beobachtungstipps: Mars und Venus im Bienenstock

Messier 44 ist ein großer offener Haufen im Sternbild Krebs, der je nach Sprachraum auch »Krippe« oder »Bienenstock« genannt wird. Für den Monat Juni kündigen sich gleich zwei Besucher an: Mars und Venus.
Der offene Sternhaufen M 44 mit dem Planeten Mars
Im Juni bekommt der offene Sternhaufen Messier 44 Besuch von gleich zwei Planeten. Mars (heller Fleck rechts) macht den Anfang und wird ähnlich wie in dieser Aufnahme aus dem Jahr 2011 scheinbar mitten durch die Sternansammlung ziehen. Einige Tage später wird Venus den nördlichen Rand von Messier 44 passieren.

Messier 44 ist ein großer offener Sternhaufen im Krebs, der auch den lateinischen Namen Praesepe trägt, was »Krippe« bedeutet. Im angloamerikanischen Sprachraum wird der Haufen meist als Bienenstock (englisch: beehive) bezeichnet. Dem bloßen Auge erscheint die Praesepe in einer dunklen Nacht nur als verwaschener Fleck, denn ihre Sterne sind nicht so hell wie etwa jene der Plejaden im Sternbild Stier. Zudem lassen sich die Haufenmitglieder ohne optische Hilfen kaum einzeln erkennen. Für das Betrachten am Teleskop ist die Praesepe hingegen schon beinahe zu groß, um sich deutlich von der Umgebung abzuheben. Der Haufen entfaltet seine Pracht vor allem im Fernglas und auf Himmelsaufnahmen mit einer passend gewählten Brennweite der Optik.

Die Praesepe befindet sich nahe der Ekliptik, der scheinbaren jährlichen Bahn der Sonne durch die Sternbilder des Tierkreises. Da sich die großen Planeten niemals weit von der Ekliptik entfernen, gelangen sie bisweilen in die Nähe des Sternhaufens. Für den Monat Juni kündigen sich gleich zwei Akteure an: Mars und Venus. Der Rote Planet durchwandert die Praesepe vom 1. bis zum 3. Juni 2023 und steht am Abend des 2. Juni sogar nahe der Mitte des Sternhaufens – ein Anblick, der im Fernglas beinahe übernatürlich wirkt. Zudem zeigt sich hierbei schön die rötliche Farbe unseres äußeren Nachbarn. Nur elf Tage später, am 13. Juni, passiert auch unsere Nachbarin innerhalb der Erdbahn, die Venus, den Sternhaufen und streift hierbei dessen nördlichen Rand.

Zweifacher Besuch am Abend | Am 2. Juni 2023, kurz nach 22 Uhr MESZ, steht der Mars vor der Zentralregion der Praesepe. Und schon am 13. Juni wartet hier die Venus mit ihrem Glanz auf und überstrahlt die lichtschwächeren Sterne des Haufens.

Etwa ab 22:00 Uhr MESZ lassen sich die beiden Planeten schon gut erkennen – allerdings müssen wir noch ein wenig länger warten, bis sich auch die Sterne der Praesepe gut vom westlichen Dämmerungshimmel abheben. Vor dem Untergang verbleibt hierfür jedoch genügend Zeit. Ist die Dunkelheit weit genug fortgeschritten, dann überstrahlen die Planeten die lichtschwächeren Haufensterne; ein Fernglas ist deshalb ein Muss. Von Abend zu Abend zeigt sich nun sehr deutlich, wie schnell sich die beiden Wanderer vor dem Hintergrund der Sterne bewegen.

  • Kurz erklärt
    Was ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
  • Bogenminute
    Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
  • Ekliptik
    Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
  • Elongation
    Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
  • Helligkeit (mag)
    Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
  • Konjunktion
    Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
  • Kulmination
    Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
  • Meridian
    Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
  • Opposition
    Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
  • Seeing
    Das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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