Tierische Intelligenz: Berliner Elefantin duscht sich mit einem Wasserschlauch ab
Die Elefantenkuh Mary aus dem Berliner Zoo ist offenbar erstaunlich geschickt darin, sich selbst mit einem Wasserschlauch abzuduschen. Für einen Beitrag im Fachmagazin »Current Biology« haben Wissenschaftler das Verhalten nun genauer untersucht. Dabei ging es auch um das Verhalten eines anderen Elefantenweibchens, das anscheinend immer wieder versucht, der Elefantin Mary ihre Wasserdusche abzustellen: Anchali, ein weiteres Weibchen der Gruppe, machte dazu einen Knick in den Schlauch oder stellte sich mit ihrem Rüssel darauf.
Die Forschenden stießen durch Zufall auf das ungewöhnliche Verhalten der beiden Tiere. Mary sei nie darauf trainiert worden, heißt in der Studie des Teams um Lena Kaufmann und Michael Brecht von der Humboldt-Universität zu Berlin.
Beim Duschen geht Mary offenbar recht planvoll vor: So streckt sie beispielsweise ein Hinterbein vor, um den Wasserstrahl darauf lenken zu können. Wenn sie die Seiten des Körpers duscht, greift die Asiatische Elefantin den Schlauch nah an dessen Ende. Um auch den Rücken zu erreichen, packt sie ihn weiter unten und schleudert ihn »wie ein Lasso« über den Kopf nach hinten, erläutern die Wissenschaftler. »Motorisch gesehen ist das ein sehr komplexer Vorgang«, sagt die Biologin Kaufmann der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Mary ist nach Angaben der Wissenschaftlerin 50 Jahre alt, im Berliner Zoo lebe sie seit 1987. Dort werde sie wegen ihrer Dominanz oft mit den Bullen zusammengestellt statt mit den Weibchen der Herde. »Sie mag die Jungtiere nicht besonders gerne und lässt sich schnell ärgern.«
Wie es scheint, ärgern nicht nur die Jungtiere die alte Mary – zumindest leuchtet diese Erklärung für das Verhalten der Elefantenkuh Anchali den Forschern am ehesten ein: Sie scheine mit ihren Aktionen – erst »Knick«, dann »Rüsselstand« – gezielt den Wasserfluss unterbrechen zu wollen. Nachweisen konnte das Team das allerdings nicht. »Aber als ich gesehen habe, dass sie auch noch eine zweite Möglichkeit gefunden hat, um Mary das Wasser abzudrehen, bin ich doch recht überzeugt davon, dass sie Mary mit Absicht zu sabotieren versucht«, sagt Koautor Michael Brecht in einer Pressemitteilung des Fachmagazins. Die Tiere seien von den Wärtern darauf trainiert worden, nicht auf Schläuche zu treten, deshalb habe sich Anchali eine kompliziertere Methode ausdenken müssen.
Ein solcher »Werkzeuggebrauch zweiter Ordnung« – bei dem über das Werkzeug ein Ziel erreicht wird und nicht mit dem Werkzeug – setze ein hohes Maß an Intelligenz und Einsicht in die Funktionsweise eines Schlauchs voraus. Möglicherweise gelinge dies den Elefanten in diesem Fall leichter, weil sich Rüssel und Wasserschlauch in ihrem Aufbau recht ähnlich sind.
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