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Biogeografie: Beschleunigte Evolution auf Inseln

Musterbeispiel der Evolution auf Inseln: Galapagos-Schildkröten
Werden Säugetierpopulationen auf Inseln isoliert, entwickeln sie sich anfänglich deutlich schneller fort als ihre Verwandten auf dem Festland, sodass sie in relativ kurzer Zeit neue getrennte Arten bilden.

Besonders stark ausgeprägt ist die Rate des evolutionären Wandels auf den Inseln innerhalb der ersten 21 bis 20 000 Jahre nach Trennung der beiden Gruppen. Danach sinkt die Geschwindigkeit der Weiterentwicklung ab, bis sie nach 45 000 Jahren nicht von jener der Festlandspezies zu unterscheiden ist, wie Virginie Millien von der McGill-Universität in Montreal nun herausgefunden hat. Sie ermittelte dazu die Evolutionsrate von 88 Säugetierarten aus 170 Populationen. Obwohl nur die Inselbestände so rasch auf eingeschränkte Umweltbedingungen ihres neuen Lebensraums reagierten, liege es nahe, dass Ähnliches auch bei auf auf dem Festland lebenden Säugetieren vorkomme, so die Wissenschaftlern. Dies zeige sich etwa an den Veränderungen europäischer Säugetiere, deren Lebensraum während der letzten zwei Jahrhunderte stark fragmentiert wurde.

Womöglich begründet diese hohe Evolutionsrate auch den Mangel an Fossilien von Zwischenformen zwischen den Ausgangs- und den gegenwärtigen Inselarten, so Millien. Der Wandel vollziehe sich derart rasch, dass kaum entsprechende Exemplare nachgewiesen werden können. Folglich fehlen vielfach etwa die Vorläufer der ausgestorbenen Zwergelefanten der Mittelmeerinseln oder der Zwergflusspferde Madagaskars.

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