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Jugend forscht: Beste Nachwuchsforscher gekürt

Preisträger
In einer Feierstunde wurden am Sonntag in Hamburg die diesjährigen Sieger des 42. Bundeswettbewerbes "Jugend forscht" gekürt. Die Preisträger überzeugten vor allem durch fachübergreifende Arbeiten, so die Veranstalter. Als Schule wurde das Heinrich-Hertz-Gymnasium in Berlin mit einem Sonderpreis ausgezeichnet – "für seine umfassenden und erfolgreichen Aktivitäten, junge Menschen zu Höchstleistungen in der Forschung zu motivieren".

Spektrometer der besonderen Art | Ein Spektrometer gehobener Qualität bei günstiger Preisklasse: Es erfasst nicht nur das gesamte Bild, sondern analysiert in jedem Pixel auch die Farbzusammensetzung.
Der Sonderpreis des Bundespräsidenten für eine außergewöhnliche Arbeit ging an Dominik Schubert. Der 16-Jährige am Maria-Theresia- Gymnasium München hat ein besonderes Spektrometer entwickelt, das wie eine Digitalkamera Bilder aufzeichnet und dafür aber in jedem Pixel auch die Farbzusammensetzung analysiert. Durch die Wahl einfacher Bauteile bleibt der Schüler weit unter den üblichen Kosten für solche Geräte, die beispielsweise in der Mineralogie oder auch Umwelttechnik eingesetzt werden. Den Sonderpreis der Bundeskanzlerin für die originellste Arbeit erhielt Raphael Errani (17) vom Athenaeum in Stade. Er hatte die Kraterspuren von Mond und Erde untersucht und aus den Daten ein Modell für die Einschlagswahrscheinlichkeit von Asteroiden auf der Erde aufgestellt, das auch deren Größe berücksichtigt. Den Sonderpreis des Bundesministeriums für Bildung und Forschung teilen sich die Geschwister Milan (18) und Dragana Gerovac (17) von der Goetheschule in Neu-Isenburg. Sie entwickelten eine Methode, mit deren Hilfe Bauern aus Gülle, Pilzkulturen und Stroh wertvollen, lagerfähigen und gut dosierbaren Dünger herstellen können. Ihren Reaktor nannten die beiden stm-engine – für shit to money.

Fliegen am Boden | Der Traum vom Fliegen mit Bodenhaftung: Einen ausgeklügelten Flugsimulator haben die diesjährigen Bundessieger von Jugend forscht im Bereich Arbeitswelt entwickelt.
Bundessieger im Fachgebiet Arbeitswelt wurden Jürgen Stadelmaier (19), Matthias Müller (22) und Ralph Strobel (21). Die drei Auszubildenden aus Baden-Württemberg schufen einen sehr realitätsnahen Flugsimulator für Segelflugzeuge, der sich unter anderem mehrfach um die eigene Achse drehen kann. Im Fachgebiet Biologie überzeugte Ajescha Prozell von der Primo-Levi-Schule in Berlin: Die 15-Jährige untersuchte, wie sich verschiedene Schlupfwespenarten als Biosensoren für Schadstoffe in Klassenzimmern nutzen lassen und zeigte, dass sie eine sichere Alternative zu teuren und aufwändigen chemischen Untersuchungen darstellen. In der Chemie demonstrierte Johannes Wandt (18) vom König-Karlmann-Gymnasium, wie Magnetit erst in mehreren Reaktionsschritten aus Eisensulfat entsteht und stellte dabei fest, dass Ammonium für die Reaktion eine entscheidende Rolle spielt.

Wespen als Biosensoren | Wespen sind nicht nur lästig – sie können auch nützlich sein: Um beispielsweise als empfindliche Biosensoren die Schadstoffbelastung in Innenräumen anzuzeigen.
Ebenfalls Mineralogisches untersuchte der Bundessieger im Bereich Geo- und Raumwissenschaften: Max Frenzel (18) vom Sächsischen Landesgymnasium Sankt Afra in Meißen hatte auf einer Bergbauhalde die Verwitterungsprozesse chemisch und spektroskopisch genauer unter die Lupe genommen. Dabei fand er nicht nur heraus, dass die Vorgänge ähnlich wie in der Lagerstätte ablaufen, sondern entdeckte auch noch zwei verschiedene Typen von Sekundärmineralien. Den 1. Platz im Fachgebiet Mathematik/Informatik belegte Martin Maas (19) vom Georg-Cantor-Gymnasium Halle mit einer Software, die verschlüsselte Daten in anderen Daten versteckt und so die Übertragung sicherer macht. Er umging dabei die Probleme bisheriger Produkte, die nur jeweils ein Dateiformat als Versteck unterstützten, indem er ein modulares System entwickelte.

Tropfen um Tropfen | Tropfen um Tropfen enthüllten die beiden Bundessieger im Fachgebiet Physik das Geheimnis, warum Tropfen nur manchmal im Licht blitzen: Alles eine Frage der Form.
Die Idee für ihre Arbeit, die ihnen den Bundessieg in Physik einbrachte, kam Florian Ostermaier (18) aus Wilhelmsdorf und Henrike Wilms (19) aus Tettnang bei einem Höhlenbesuch: Blitzeffekte in von der Grubenlampe beschienenen herabfallenden Tropfen machten sie stutzig. Als sie fallende Tropfen unter Licht kontrolliert genauer untersuchten, bemerkten sie, dass diese regelrecht wabern – und je nach Form ein Blitzen erzeugen. Und im Bereich Technik erhielt Floran Schnös (18) vom Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Schweinfurt den 1. Preis für seine kostengünstige 3-D-Digitalkamera, die neben Farben auch Informationen zur Tiefe aufzeichnet. Die Anwendungen reichen von der Medizin über die Automobilindustrie bis zur Robotik – und womöglich bietet die Technik sogar die Möglichkeit, Blinden und Sehbehinderten die Orientierung im Raum zu erleichtern.

Weitere Auszeichnungen gab es beispielsweise für einen Touchscreen, der eine Bedienung mit mehreren Fingern gleichzeitig erlaubt; eine Methode, mit der sich besonders dunkelroter Wein aus Domina-Reben herstellen lässt; eine verbesserte Inkjet-Beschichtung zum Ausdrucken digitaler Fotos; eine Sturmsicherung für kleine Windkraftanlagen oder die Erkenntnis, wie Steinzeitspeere gehärtet wurden. Im Bereich der Sonderpreise entwickelten Schüler aus Münster eine Wärmeisolierung von Hauswänden aus Paraffinkügelchen, die bei Sonneneinstrahlung schmelzen und so die Wärme aufnehmen, während sie beim abendlichen Abkühlen die gespeicherte Energie beim Erstarren wieder abgeben und somit den Wärmehaushalt im Inneren abpuffern. Altersgenossen aus Wittenberge entwickelten aus Rapsexpeller, einem Rückstand bei der Biodiesel-Herstellung, einen Ausgangsstoff für Biogasanlagen sowie eine Seife mit Peeling-Effekt. Und Energie hatte auch Marc Homeyer (16) aus Fürstenwalde im Sinn – oder besser gesagt, das Sparen: Durch eine Analyse von Temperaturen und Lüftungsverhalten erkannte der Schüler, wie sich durch angepasste Regelung der Heizungsanlage die Kosten um 15 Prozent senken ließen.

Schminkkurs | "Jugend forscht" wird jedes Jahr von einem Unternehmen als Bundespaten unterstützt – 2007 war es die Firma Beiersdorf, die das Finale anlässlich des 125-jährigen Jubiläums auf dem Gelände ihres Hautforschungszentrum ausrichtete.
Rund um hochkarätige Forschung sorgte der diesjährige Bundespate, die Firma Beiersdorf, für entspanntes Ambiente: Mit Kunststrand, Massage- und Schminkangeboten weckten sie am Veranstaltungsort in ihrem Hautforschungszentrum Urlaubsgefühle. Und unterstrichen wohl eher schmunzelnd mit Antifaltencremes als Pressegeschenk, dass hier wahrlich Generationen aufeinander treffen. (af)

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