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Tumormedizin: Bestrahlung kann Hautkrebszellen auch schützen

Tumoren bekämpft man besser an mehreren Fronten zugleich. Dabei sollte man darauf achten, dass sich die Attacken nicht gegenseitig stören.
Rote Langerhanszellen im bestrahlten Gewebe

Krebsmediziner aus den USA warnen vor einer bisher womöglich übersehenen Nebenwirkung der Strahlentherapie gegen Hautkrebs: In ihren Versuchen zeigte sich, dass die Bestrahlung lokal das Immunsystem des Körpers dämpft und dadurch von der Körperabwehr gegen den Krebs gerichtete Attacken abschwächen könnte. Dies sollte gerade bei einer Radiotherapie von Hautkrebs beachtet werden, um den Erfolg von flankierenden Antitumormaßnahmen nicht zu gefährden.

Bei der Radiotherapie werden Tumoren generell recht erfolgreich durch eine Bestrahlung mit ionisierender Strahlung geschrumpft. Ein Team um Miriam Merad vom Mount Sinai Hospital in New York hat nun aber untersucht, welche Nebenwirkungen die Strahlung auf ihrem Weg zum Tumor im lokalen Gewebe haben kann. Dabei fanden die Mediziner heraus, dass unter der Einwirkung der Strahlen in der Haut bestimmte Immunzellen mobilisiert werden, die langerhansschen Zellen (LZ). Sie sind gegen Strahlenschäden wegen ihres robusten DNA-Reparaturmechanismus viel weniger empfindlich als andere Zellen, die unter dem Bombardement schnell absterben. Die LZ beginnen dann, die Strahlenschäden im umgebenden Gewebe aufzuräumen, indem sie Zelltrümmer entfernen. Gleichzeitig aktivieren sie aber auch bestimmte regulatorische T-Zellen, die eine lokale Immunreaktion dämpfen.

Dies könne kontraproduktiv sein, wenn eine Immunantwort gegen die in der Nähe gelegenen, trotz Bestrahlung überlebenden Tumorzellen medizinisch wünschenswert ist, fassen die Forscher zusammen. Tatsächlich gibt es längst Ansätze, einem bestrahlten Tumor mit verschiedenen immunmodifizierenden Wirkstoffen den Rest zu geben – diese könnten weniger wirksam sein, wenn das Immunsystem durch T-Zellen herunterreguliert wird. So laufen derzeit einige viel versprechende klinische Studien mit dem Wirkstoff Ipilimumab gegen bösartigen Hautkrebs, einem Antikörper, der ebenfalls die Regulation der Körperabwehr verändert. Hier müsse genau analysiert werden, wo sich die Wirkungen von Medikament und Bestrahlung ergänzen oder gegenseitig abschwächen. Weil die LZ ausschließlich in der oberen Hautschicht vorkommen, gelte die Empfehlung immerhin aber nur für die Radiotherapie gegen Hautkrebs.

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