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Invasive Arten: Besucher verschleppen Samen in die Antarktis

Besucher am Cape Adare
Auf Samensuche | Ein Mitarbeiter des Projekts "Aliens in Antarctica" untersucht auf dem Weg in die Antarktis die Ausrüstung von Mitreisenden nach Pflanzensamen.

Noch ist die Antarktis ein relativ unberührter Lebensraum, der weit gehend verschont geblieben ist von eingeschleppten, ursprünglich dort nicht heimischen Pflanzen und Tieren. Doch Wissenschaftler, Touristen und die sie begleitenden Teams tragen offensichtlich mit jedem Besuch Samen ein – darunter auch von Arten, die sich bereits im jetzigen Klima sehr wohl fühlen und von der zukünftigen Erwärmung erst recht profitieren dürften.

Um den Eintrag von potenziellen Neubürgern abschätzen zu können, griffen Forscher um Steven Chown von der südafrikanischen Stellenbosch University zunächst zum klassischen Staubsauger: Damit reinigten sie gründlich Kleidung, Schuhe, Wanderstöcke, Rucksäcke und Kamerataschen von 853 Antarktisbesuchern, jeweils zur Hälfte von wissenschaftlichen Expeditionen und Touristen. Knapp 3000 Samen gingen ihnen dabei in den Staubsaugerbeutel, von denen sie 88 Prozent bis auf Familienniveau und 43 Prozent bis auf Artniveau bestimmen konnten.

Die Wissenschaftler entpuppten sich dabei als ergiebigere Transporteure, doch angesichts der weitaus größeren Anzahl an Touristen (etwa 33 000 gegenüber 7000 Wissenschaftlern) bringen diese in der Summe mehr fremde Samen ins Antarktisgebiet. Im Schnitt durch alle Gruppen handelt es sich dabei 9,5 Samen pro Person.

Die Artbestimmung erbrachte dabei einige Spezies, die andernorts in ähnlichen Klimaten leben, wie sie in der Antarktis zu finden sind. Dazu passend stellten die Forscher mit Hilfe eines Fragebogens fest, dass 53 Prozent der Untersuchten in den vorangegangenen zwölf Monaten in solche Gebiete gereist waren.

Einjähriges Rispengras | Bereits angekommen: Das Einjährige Rispengras (Poa annua) hat auf der westantarktischen Halbinsel schon Fuß gefaßt.

Die Gefahr durch invasive Arten ist derzeit für die westantarktische Halbinsel am größten, und dort wurden auch bereits sich ausdehnende Populationen des Einjährigen Rispengrases (Poa annua) entdeckt. Durch den Klimawandel werden jedoch langfristig weitere Böden eisfrei werden, die dann eingeschleppten, an Kälte angepassten Pionieren Lebensraum bieten. Das Ökosystem der Antarktis könnte dadurch stark verändert werden.

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  • Quellen
Proc. Natl. Acad. Sci. 10.1073/pnas.1119787109, 2012

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