Direkt zum Inhalt

News: Beten für ein langes Leben

Ein regelmäßiger Gottesdienst könnte Ihr Leben um annähernd sieben Jahre verlängern. Das geht jedenfalls aus einer amerikanischen Studie hervor, die auf Daten beruht, welche im Rahmen des US National Health Interview Survey in den USA gesammelt wurden. Die Wissenschaftler verglichen die gewonnenen Informationen zum Lebensstil der Amerikaner mit den Sterblichkeitsdaten, um die Beziehung zwischen 'religiöser Aktivität' - die anhand der Gottesdienstbesuchen gemessen wurde - und dem Sterberisiko über eine Zeitspanne von neun Jahren herauszufinden.
Wie Robert Hummer und seine Kollegen von der University of Texas in Austin feststellten, steht die Häufigkeit religiöser Glaubensausübung offenbar mengenmäßig in Zusammenhang mit der Sterblichkeit von Erwachsenen. Das bedeutet: Wer öfter als einmal pro Woche zum Gottesdienst geht, lebt am längsten – 83 Jahre im Durchschnitt. Wer nie auch nur in die Nähe einer derartigen Veranstaltung kommt, hat das "höchste Sterberisiko" – er lebt durchschnittlich nur 75 Jahre (Demography, Ausgabe vom Mai 1999).

Man könnte nun argumentieren, daß die offensichtlichste Erklärung hierfür folgendermaßen lautet: Ein hoher Anteil der regelmäßigen Kirchgänger sind in hygienischen Umgebungen lebende, ziemlich gebildete und relativ wohlhabende Frauen (die durchschnittlich länger als Männer leben). Sie sind gesund genug, das Haus zu verlassen, trinken und rauchen nicht und haben starke soziale Bindungen und Familienbande. Doch selbst als Hummers Team diese Variablen aus den statistischen Analysen herausrechnete, war die Korrelation nach Angaben der Forscher immer noch erstaunlich deutlich.

Eines ist klar: Zahlen über die Häufigkeit von Kirchenbesuchen und ähnliche Angaben spiegeln nicht zwingenderweise wider, wie oft die Betroffenen wirklich beten oder meditieren. Sie sagen auch nichts über die Natur des Glaubens oder den Trost aus, den der Befragte aus seiner religiösen Tätigkeit erhält oder auch nicht. Dennoch stellt die Häufigkeit von Gottesdienstbesuchen einen starken Indikator dafür dar, wie stark der Befragte in einer religiösen Gemeinschaft mitwirkt – und dafür nach diesen Untersuchungsergebnissen mit einem offenbar beträchtlichen gesundheitlichen Nutzen "belohnt" wird.

Die genannte Arbeit baut auf früheren Berichten auf, denen zufolge ein frommes Einhalten kirchlicher Pflichten und die Mitgliedschaft in strengen Konfessionen anscheinend gleichfalls mit einem längeren Leben in Verbindung stehen. "In großen Teilen der wissenschaftlichen Gemeinschaft herrscht die Meinung vor, daß Auswirkungen von Religion [und Glauben] eher klein oder sogar irrelevant sind, [doch] unsere Erkenntnisse können vielleicht dazu beitragen, diese Auffassung zu zerstreuen. Religion läßt sich, so wie der sozio-ökonomische Status, am besten als eine 'fundamentale Ursache' einer veränderten Sterblichkeit konzeptionalisieren", schlußfolgern die Forscher.

Über diese gegensätzlichen Ansichten wird sich bestimmt noch so mancher Disput entwickeln.

Siehe auch

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.