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Psychopharmaka: Beugt Lithium im Trinkwasser Suiziden vor?

Laut japanischer Forscher senkt ein hoher Anteil des Leichtmetalls im Leitungswasser die Selbstmordrate.
Lithiumsalze werden seit über 50 Jahren eingesetzt, um die Psyche von depressiven, schizophrenen oder manischen Patienten zu stabilisieren. Auch im natürlichen Trinkwasser findet sich das Metall – allerdings in sehr geringen Konzentrationen. Ob es dennoch eine medizinische Wirkung haben könnte, untersuchte jetzt ein Forscherteam um Hirochika Ohgami von der Universität Oita.

Die Wissenschaftler maßen in 18 Bezirken der Präfektur Oita auf der südjapanischen Insel Kyushu die Lithiumkonzentrationen im Leitungswasser und setzten jeweils die örtliche Suizidrate in Bezug zum Landesdurchschnitt. Über einen Zeitraum von fünf Jahren betrachtet zeigte sich: Je mehr Lithium im Trinkwasser war, desto weniger Selbstmorde gab es. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam bereits 1990 eine US-amerikanische Studie. Hier wie dort waren jedoch selbst die höchsten Lithiumkonzentrationen im Trinkwasser verschwindend gering: In Oita reichten sie von 0,0007 bis 0,059 Milligramm pro Liter – medizinisch eingesetzte Lithiumpräparate enthalten mehr als die 300-fache Dosis.

Die Autoren vermuten, dass das Metall auch in sehr geringen Dosen eine günstige Wirkung auf die Psyche ausübt, solange es über einen langen Zeitraum konstant aufgenommen wird. Eine andere Möglichkeit sei, so Ohgami, dass schon geringe Mengen von Lithium die Suizidneigung reduzierten, während zur allgemeinen psychischen Stabilisierung größere Mengen benötigt würden. Dies sollen weitere Studien klären. (sc)


Ohgami, H. et al.: Lithium Levels in Drinking Water and Risk of Suicide. In: British Journal of Psychiatry 194, S. 464–465, 2009.

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