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Beutefang: Pistolenkrebs-Kinder zielen schneller als ihre Eltern

Mit ihren Scheren können Pistolenkrebse einen Knall und eine Schockwelle erzeugen, die ihre Beute betäuben können. Das schaffen Jungtiere bereits mit Scheren, die nur einen Millimeter messen.
Ein roter Knallkrebs
Knallkrebse werden auch Pistolenkrebse genannt. Sie kommen überwiegend in den Tropen und Subtropen vor, manche Arten allerdings auch in gemäßigten Breiten. Bei vielen Arten ist – meist nur beim männlichen Geschlecht – eine der beiden Scheren stark vergrößert. Diese verursacht durch die Entstehung einer implodierenden Kavitationsblase den namensgebenden Knall.

Sobald er seine Beute ins Visier genommen hat, wartet er auf den geeigneten Moment, um seine geheime Waffe zu zücken: eine Art Unterwasserpistole. Knallkrebse, die wegen ihrer besonderen Jagdmethode auch Pistolenkrebse genannt werden, lassen für ihre Jagd auf kleine Fische, Garnelen und Würmer ihre größere und kräftigere Schere blitzschnell in nur einer Millisekunde zusammenschnappen. Dadurch schießt ein extrem schneller Wasserstrahl hervor und es entsteht durch den Unterdruck eine so genannte Kavitationsblase, die mit einem Knall und einem Lichtblitz implodiert. Der Pistolenkrebs erzeugt mit dieser Methode nicht nur einen Schall mit einem Pegel von bis zu 250 Dezibel, sondern auch eine Schockwelle, die seine Beutetiere betäuben kann. »Wir können die Blase mit bloßem Auge nicht sehen, weil es zu schnell geht, aber wir können hören, wenn die Blase kollabiert«, sagt Jacob Harrison vom Georgia Institute of Technology, USA.

Der Meeresbiologe wollte herausfinden, in welchem Alter die Krebse ihre Jagdtechnik entwickeln, und konnte zeigen, dass schon Jungtiere, deren Schnappschere gerade einmal einen Millimeter lang war, Kavitationsblasen erzeugen können. Jacob Harrison sammelte zu Beginn seiner Untersuchungen vier Eier tragende Pistolenkrebs-Weibchen der Art Alpheus heterochaelis aus dem Watt vor Beaufort, North Carolina ein. Bei den schlüpfenden Jungtieren registrierte er bereits nach einem Monat, wie sie begannen, mit den Scheren zu schnappen. »Ich konnte es nicht sehen, aber ich fing an, es zu hören«, sagt Jacob Harrison in einer Pressemitteilung. Über einen Zeitraum von drei Wochen filmte er mit 300 000 Bildern pro Sekunde unter dem Mikroskop die Tiere, um jedes Detail des blitzschnellen Manövers verfolgen zu können.

Insgesamt analysierte er 125 charakteristische Scherenbewegungen und berechnete, wie schnell die Scheren beschleunigt werden und wie viel Energie es hierfür braucht: Bei noch sehr jungen Tieren kann die Beschleunigung der winzigen oberen Klaue, wenn sie sich der unteren nähert, 580 000 Meter pro Quadratsekunde erreichen. Damit kracht die Schere der Jungtiere bis zu 20-mal schneller aufeinander, als bei erwachsenen Exemplaren bisher gezeigt werden konnte. »Das ist die schnellste aufgezeichnete Beschleunigung für eine wiederholbare Unterwasserbewegung«, sagt Jacob Harrison. So können andere Tiere wie etwa Feuerquallen zwar mit einer noch größeren Beschleunigung ihre Nesselfäden ihrem Angreifer entgegenschleudern, doch dieser Vorgang ist nicht reversibel.

Die Energie, die für das Zusammenschnappen der Klauen aufgewendet werden muss, berechnete Harrison mit rund 65 000 000 Watt pro Kilogramm Muskel, was weit über den 1200 Watt pro Kilogramm liegt, die für den stärksten Vogelflugmuskel gemessen wurden. Nur ein Katapult, das Energie speichert und dann sofort freisetzt, könnte einen solch explosiven Wasserstrahl erzeugen.

Knallkrebse
Slow-Motion-Aufnahme eines Knallkrebses, wenn seine Schere zuschnappt und eine Kavitationsblase erzeugt.

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