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Verschollene Arten: Erstes Foto einer Vogelart nach fast 100 Jahren

Es gibt nur wenige Dutzend bekannte Vogelarten, die noch nie fotografiert wurden. Auf einer kleinen Insel vor Neuguinea gelang es einem Beobachter, diese Lücke zumindest bei einer Art zu füllen.
Biak-Honigfresser
Der Biak-Honigfresser wurde zwar schon öfter beobachtet, aber niemand hatte ihn offiziell fotografiert.

Der Biak-Honigfresser (Myzomela rubrobrunnea) gehört wahrscheinlich eher zu den unspektakulären Vogelarten der Insel Neuguinea, die voll ist mit Paradiesvögeln, Kasuaren oder Papageien. Unter den rund 11 000 bekannten Vogelspezies war er jedoch Teil einer kleinen Minderheit: Er zählte zu den rund 80 Arten, von denen kein Foto existiert – bis der indonesische Hobbyornithologe und Tourführer Mehd Halaouate die Insel Biak besuchte, wo die Vögel leben. Erstmals seit der Beschreibung der Art 1937 konnte Halaouate die Art fotografisch dokumentieren und damit offiziell nachweisen, dass sie noch existiert. Das berichtet die Initiative »Search for Lost Birds«, die sich dem Aufspüren verschollener Vogelspezies widmet.

Für John Mittermeier, einem der Leiter der Initiative, ist das in mehrfacher Hinsicht ein erstaunliches Ergebnis. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Vögeln, die bislang nie fotografiert werden konnten, beobachteten Besucher der Insel Biak die Tiere immer wieder in den letzten Jahren, wie Meldungen auf dem Portal eBird belegen. Niemand schenkte den Biak-Honigfressern jedoch größere Beachtung. Auch Halaouate gibt das zu: Er habe die Vögel zwar schon 2004 fotografiert, damals aber nur, um zu dokumentieren, welche Tiere noch mit den eigentlich von ihm gesuchten Papageien der Insel auf einem Fruchtbaum fraßen. 

Erst über 20 Jahre später erinnerte er sich wieder an diese Dokumentation, als er gefragt wurde, ob er die Art in jüngerer Vergangenheit gesehen habe. Inzwischen existiert sogar noch ein weiteres Bild der Hongfresser, das im August 2025 vom Hobbyornithologen Ethan Skinner auf Biak gemacht wurde.

Mehrere Gründe führten wahrscheinlich dazu, dass sich lange niemand wirklich für den Biak-Honigfresser interessierte. Zum einen liegt die Insel abseits gängiger Naturbeobachtungstouren. Bis 2016 galt der Honigfresser als Unterart des weitverbreiteten Rußhonigfressers (Myzomela obscura), weswegen er ebenfalls weniger beachtet wurde. Und schließlich leben die Vögel eher heimlich im Kronenraum der Bäume, wo sie mit ihrem eher schlichten Federkleid kaum auffallen – zumal sie kaum singen oder rufen. Wenig überraschend dürfte es daher sein, dass Tonaufnahmen ebenfalls nicht existieren.

Indonesien und Papua-Neuguinea sind allerdings gute Plätze, um verschollene Arten wieder- oder unbekannte neu zu entdecken. Viele Eilande besitzen ihre eigene, endemische Vogelwelt und bekommen keine oder nur wenige Besucher. Gerade in dieser Region spürten Forscher seit 2020 zahlreiche Spezies auf.

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