Direkt zum Inhalt

News: Biblisches Alter

Biblische Überlieferung und archäologische Quellen erzählen mitunter von denselben historischen Ereignissen. So half jetzt ein ägyptischer Pharao bei der genauen Datierung archäologischer Grabungen in Israel.
Tel Rehov
"Da zog im fünften Jahr des Königs Rehabeam herauf Schischak, der König von Ägypten, gegen Jerusalem – denn sie hatten sich am Herrn versündigt – mit tausendzweihundert Wagen und mit sechzigtausend Reitern; und das Volk war nicht zu zählen, das mit ihm aus Ägypten kam, Libyer, Sukkijiter und Kuschiter. Und er nahm die festen Städte ein, die in Juda waren, und kam bis vor Jerusalem."

Die ägyptische Invasion Palästinas, die hier das Zweite Buch der Chronik beschreibt, muss verheerend gewesen sein. Tatsächlich ereignet hat sie sich um das Jahr 925 vor Christus, denn die Überlieferung der Bibel konnte durch archäologische Quellen datiert werden. Bei "Schischak" handelt es sich um Pharao Scheschonq I. (945 – 924 v. Chr.), der in der dritten Zwischenzeit Ägyptens die 22. Dynastie begründet hatte.

Scheschonq hatte in Palästina leichtes Spiel: Nach dem Tod Salomos waren die jüdischen Stämme in das nördliche Israel und das südliche Juda geteilt und untereinander zerstritten. Scheschonq belagerte zunächst Jerusalem, ließ sich von König Rehabeam fast die gesamte Schatzkammer Salomos ausliefern und besiegte anschließend König Jerobeam von Israel. Seine Siege ließ der Pharao in einer Säule bei Meggido sowie im Amuntempel von Karnak feiern.

Ägyptische Quellen erzählen auch von einem Ort namens Rehov, der auch heutigen Archäologen vertraut ist: Sechs Kilometer westlich des Jordan liegen die Überreste von Tel Rehov, einer antiken Stadt, die auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken kann. Die Schichten, welche die Archäologen freilegen konnten, erzählen von mehrfachen Zerstörungen und erneutem Wiederaufbau. Die genaue Datierung dieser Ereignisse blieb jedoch umstritten.

Jetzt hat sich Hendrik Bruins von der Ben-Gurion University of the Negev mit der historischen Stätte genauer auseinander gesetzt. Zusammen mit Johannes van der Pflicht von der Groningen University und Amihai Mazar von der Hebrew University of Jerusalem sammelte er verschiedene Objekte aus den Schichten, wie verkohlte Getreidekörner, und bestimmte mit einem Massenspektrometer den Gehalt des Kohlenstoffisotops 14C.

Diese Datierung ergab, dass Schicht V irgendwann zwischen 935 und 898 vor Christus entstanden sein muss. Und genau in dieser Periode liegt ein historisches Ereignis: der Feldzug von Pharao Scheschonq I. im Jahr 925 vor Christus. Damit war Schicht V exakt datiert.

Die Forscher konnten dadurch einen langen wissenschaftlichen Streit schlichten: die Datierung der Eisenzeit IIA, zu der Schicht V aufgrund der gefundenen Artefakte zugeordnet wird. Diese Kulturperiode umfasste demnach sowohl das zehnte als auch den größten Teil des neunten vorchristlichen Jahrhunderts. Somit konnte Pharao Scheschonq I., der sich zu biblischen Zeiten in Palästina sicherlich nicht sehr beliebt gemacht hat, heutigen Archäologen wertvolle Dienste leisten.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.