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Urbane Ökologie: Bienenvölker sind brauchbare Schadstoff-Messstationen

Der Honig eines Bienenvolks verrät verblüffend exakt, wo genau er gesammelt wurde. Also taugen die Insekten auch gut als mobile Messstation, meinen Forscher in Kanada.
Bienenwabe

Kanadische Forscher haben Bienenvölker eingesetzt, um eine kleinteilige Karte der Schadstoffbelastung von Vancouver aufzunehmen. Dabei profitieren sie davon, dass der Honig einzelner, gezielt in verschiedenen Stadtteilen und Mikrohabitaten stationierter Völker ziemlich genau widerspiegelt, wie stark Blei, Zink, Kupfer und andere Schadstoffe das Sammelgebiet belasten, berichten Kate E. Smith von der University of British Columbia und ihre Kollegen im Fachblatt »Nature Sustainability«.

Die höchsten, doch insgesamt nicht gesundheitsschädlichen Konzentrationen etwa von Schwermetallen im Honig finden sich den Messungen der Forscher zufolge wie erwartet dort, wo die Umwelt stärker belastet ist: etwa im Innenstadtbereich und dem Hafengebiet der kanadischen Großstadt. Zumindest die erhöhten Bleimengen sind dort mit Sicherheit auf von Menschen in die Umwelt gebrachte Schwermetalle zurückzuführen, wie vergleichende Isotopenanalysen des Elements ergaben.

Der Großraum Vancouver gilt unter dem Strich als vergleichsweise wenig belastet, und insgesamt ist der Honig der urbanen Bienenvölker daher auch ungefährlich: Vom Honig mit der höchsten gemessenen Bleimenge könnte man täglich 600 Gramm konsumieren und würde dennoch die aktuellen Grenzwerte für eine Gesundheitsgefährdung nicht überschreiten, so die Forscher. Die Analyse der Mikroinhaltsstoffe von in bestimmten Arealen gesammeltem Honig offenbart aber aufschlussreiche Unterschiede von Sammelstelle zu Sammelstelle – und vielfältige weitere Informationen, so die Wissenschaftler, die den Honig mit modernsten Analysetechniken durchleuchtet haben. So ähnelt etwa das Profil von Honig aus dem Hafengebiet überraschenderweise eher dem typischen Schadstoffmischungsverhältnis von Städten aus Asien als dem einer nordamerikanischen Großstadt: Der Fingerabdruck der Mikroverunreinigungen durch Luftschadstoffe, Metalle und Kohlenstoffverbindungen ist offensichtlich davon geprägt, dass mehr als 70 Prozent der Schiffe im Hafen der westkanadischen Stadt aus asiatischen Häfen kommen, so die Autoren.

Für die Studie haben die Forscher über vier Jahre hinweg mit »Hives for Humanity« zusammengearbeitet, einer lokalen Non-Profit-Organisation von urbanen Imkern, die der Bevölkerung seit einigen Jahren die Beschäftigung mit Bienen in der Stadt nahebringt. Für die Studie sind gezielt unterschiedliche Regionen festgelegt worden, in denen die Völker für eine gewisse Zeit sammeln durften. Die Bienen decken dabei ein Areal von zwei bis drei Kilometern um ihren Stock herum ab, und das Schadstoffprofil im Honig ist dann typisch für die Belastung der Sammelgebiete. Dies belegten auch Voruntersuchungen: So spiegeln sich höhere Bleiwerte nicht nur im Honig wider, sondern etwa auch im lokalen Flechtenbewuchs. Bienenvölker könnten, so die Vorstellung der Forscher, als mobile Messstationen eingesetzt werden, um verschiedene Gebiete einfach und verlässlich einzuschätzen.

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