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Seit 1935 verschwunden: Bierschnegel kehrt auf die Reeperbahn zurück

Einst lebte die bis zu zehn Zentimeter lange Nacktschnecke in vielen Braukellern der Hansestadt. Heute ist sie vom Aussterben bedroht, doch sie könnte vom Klimawandel profitieren.
Der Bierschnegel ist eine bis zu 10 zentimeter lange, gelb-braun gemusterte Nacktschnecke mit grauen fühlern. Eigentlich sind sie sehr schüchtern, aber diese hier wurde beim Reeperbahnbummel abgelichtet.

Eine seit 80 Jahren nicht mehr gesichtete Schnecke erobert in Hamburg ihren Lebensraum zurück. Das berichtet der Zoologe Marco T. Neiber von der Universität Hamburg in den "Mitteilungen der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft". Bereits im Jahr 2015 sei der Bierschnegel Limacus flavus erstmals wieder an der Reeperbahn, später auch in anderen Innenstadtdistrikten gesichtet worden. Damit ist Hamburg neben Berlin die einzige deutsche Großstadt, in der die bedrohte Art heimisch ist. In ländlichen Gebieten dagegen gibt es wieder mehr Sichtungen. Früher war der Bierschnegel in ganz Deutschland verbreitet, doch durch den Verlust geeigneter Lebensräume, speziell durch Neubauten und Sanierungen, ist er aus vielen Großstädten verschwunden.

Seinen Namen hat der Bierschnegel von seinem bevorzugten Lebensraum. Die gepunktete Nacktschnecke mit den grauen Fühlern lebte einst vor allem in Braukellern und tat sich an Vorräten und Brauereiabfällen gütlich. Fachleute vermuten, dass das Tier ursprünglich gar nicht in Mitteleuropa heimisch war. Es stammt wohl aus dem Mittelmeerraum und kam bereits während der Römerzeit als blinder Passagier beim Handel mit landwirtschaftlichen Produkten nach Norden. Für diese These spricht, dass der Bierschnegel menschengemachte Lebensräume bevorzugt: feuchte Keller, Bruchsteinmauern oder Gullys. Seine südliche Herkunft macht den Bierschnegel zu einem potenziellen Gewinner des Klimawandels, so Schneckenforscher Neiber. Mildere Winter könnten gerade nördlichen Populationen der Schnecken einen Vorteil verschaffen.

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