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Mikrobiologie: Bisher größtes Meeresvirus entdeckt

<i>Cafeteria roenbergensis</i> infiziert mit CroV
Der Fund eines Riesenvirus befeuert die Diskussion darüber, wo die Grenze zwischen belebter und unbelebter Natur verläuft. Das von Curtis Suttle von der University of British Columbia im Meer entdeckte Virus besitzt ein deutlich umfangreicheres Erbgut als gewöhnliche Viren und weist Gene auf, die sonst nur in höheren Organismen vorkommen.

Das Genom des Cafeteria roenbergensis virus (CroV) besteht aus 730 Kilobasen. Damit ist CroV das genetisch bestbestückte bislang bekannte Meeresvirus. Übertroffen wird es nur durch Acanthamoeba polyphaga mimivirus, welches über 1,2 Millionen Basenpaare verfügt.
Cafeteria roenbergensis, infiziert mit CroV | Das Cafeteria-roenbergensis-Virus ist das größte bisher beschriebene Meeresvirus und das (erbguttechnisch) zweitgrößte Virus überhaupt. Man erkennt die Viren als kleine schwarze Partikel in der Aufnahme eines Cafeteria-roenbergensis-Geißeltierchens aus dem Transmissionselektronenmikroskop.
Die beiden übertreffen sogar einige zelluläre Organismen an Genomgröße. CroV weist zahlreiche Gene auf, die Viren normalerweise nicht besitzen, etwa solche, die eine Rolle bei der DNA-Reparatur, der Proteinherstellung und -modifikation sowie dem Kohlenhydratstoffwechsel spielen.

Die vergleichsweise einfach organisierten Viren gelten nicht als Lebewesen, da sie sich nicht allein vermehren können, sondern dabei komplett von ihren Wirtszellen abhängen. CroV ist im Vergleich zu anderen Viren aber außerordentlich komplex. Die Entdeckungen von Riesenviren wie CroV oder Acanthamoeba polyphaga mimivirus erschweren daher die Unterscheidung zwischen "lebendig" und "nicht lebendig" und werfen Zweifel an der bisherigen Einstufung der Viren auf, meinen Suttle und seine Kollegen.

CroV befällt das Geißeltierchen Cafeteria roenbergensis, einen räuberischen Planktonorganismus, dessen unersättlicher Appetit ihm seinen Namen eingetragen hat (nach, so die Erstbeschreiber um Suttle, "ungezählten Diskussionen in der Cafeteria"). Der Einzeller und sein Virus haben einen womöglich unterschätzten Einfluss auf das Mikroplankton und damit auf das gesamte marine Ökosystem. (fb)

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