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Farbstoffe: Blau seit 6000 Jahren

Die Bluejeans gehört seit 140 Jahren zu den beliebtesten Kleidungsstücken der Welt. Ihr charakteristischer Farbstoff hat aber eine viel ältere Geschichte.
Textilie mit letzten Überresten an Indigoblau

Indigoblau gehört kontinente- und völkerübergreifend seit Jahrtausenden zu den beliebtesten Farbstoffen. Jeffrey Splitstoser und sein Team belegen in "Science Advances", dass das Mittel noch viel länger im Gebrauch ist als bislang bekannt. Wohl schon vor 6000 Jahren färbten Menschen im Norden Perus damit ihre Textilien – 1500 Jahre früher als die alten Ägypter, die bisher als die ersten Nutzer galten: Stoffproben aus der 5. Dynastie Ägyptens reichen in die Zeit vor 4400 Jahren zurück, schriftliche Aufzeichnungen legen zudem eine Nutzung vor 5000 Jahren im Nahen Osten nahe. Beides wird nun aber von alten Textilien aus einer Grabung in Huaca Prieta überboten. Die Siedlungsgeschichte dieses Orts in der Nähe der Stadt Trujillo reicht rund 6000 Jahre zurück.

Dank des trockenen Klimas überdauerten hier auch Gewebereste aus Baumwolle, in denen noch blaue Farbspuren vorhanden waren. Radiokarbondatierungen ergaben, dass die gefundenen Textilien aus den verschiedenen Grabungsschichten 1500 bis 6200 Jahre alt sind. Chemische Analysen der Farbspuren bestätigten schließlich, dass es sich tatsächlich um Indigo handelt, das aus verschiedenen Pflanzen extrahiert worden war. Ursprünglich hatten die Forscher gar nicht erkannt, dass die Textilien noch leicht blau waren: Asche aus darüberliegenden Schichten wurde in das Gewebe eingetragen und hatte es verschmutzt. Erst als es vorsichtig gereinigt worden war, zeigte sich das Indigo.

Die frühe Nutzung nötigt den Forschern großen Respekt ab, denn Indigo ist schwerer zu gewinnen als andere Farbstoffe. Diese stammen oft von Blüten ab, die in Wasser gekocht werden. Für den Blauton müssen die Hersteller hingegen die Blätter bestimmter Pflanzen fermentieren und den entstehenden Sud eintrocknen lassen. Dieses Material lässt sich lagern, doch bevor es wieder einsatzfähig ist, muss es mit einer alkalischen Flüssigkeit versetzt werden – meist Urin. Das erzeugte so genannte weiße Indigo färbt eingetauchtes Garn gelb, grün und schließlich blau.

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