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Explosive Verteidigungsstrategie: Blaue Termiten gehen freiwillig in den Tod

Arbeitertermiten jung und alt

Einige Ameisenarten tun es, einige Termitenspezies auch: Im Falle eines Angriffs opfern sie für die Allgemeinheit ihr Leben, indem sie inmitten der Angreifer explodieren. Neben der auf Abwehr spezialisierten Kaste der Soldaten übernehmen in manchen Termitenvölkern auch Arbeiter den lebensverkürzenden Job [1]. Forscher um Yves Roisin von der Brüsseler Université Libre fanden nun heraus, dass sich besonders ältere Arbeitertermiten der in Süd- und Mittelamerika heimischen Art Neocapritermes taracua in den Tod stürzen, wenn sie von Individuen der Termitenart Labiotermes labralis attackiert werden [2].

© Robert Hanus, Université Libre de Bruxelles
Bei Angriff Explosion
Ältere Arbeitertermiten der Art Neocapritermes taracua zerreißen sich sprichwörtlich, wenn sie von anderen Termitenarten angegriffen werden. Sie sondern einen Mix aus Speichel und einem kupferhaltigen Protein ab (im Video mit rotem Pfeil markiert), der den Angreifer wie auch die Termite selbst tötet.

Außerdem untersuchten die Forscher, wie und warum die Insekten ihre chemische Waffe herstellen. Die Arbeiter von N. taracua entwickeln mit zunehmendem Alter zwischen Brust und Hinterleib auf ihrem Rücken zwei Taschen, in die sie ein blaues, kupferhaltiges Protein einlagern. Sie bilden das blaue Protein mit einem externen – bisher unbekannten – Drüsenpaar, das sich unterhalb der Hautschicht der Rückentasche befindet. Doch das allein reicht noch nicht zum Töten der Angreifer: Die Wissenschaftler stellten außerdem fest, dass im Körperinneren unterhalb der Rückentasche Speicheldrüsen liegen. Nur in Verbindung mit diesem Speichel entsteht aus den Kristallen ein klebriges Gift, das für andere Termitenarten tödlich wirkt. Die blauen Arbeiter versprühen ihre toxische Substanz allerdings erst, wenn Beißen keine Wirkung zeigt.

Die blauen Punkte und damit die Menge des giftigen Sekrets waren bei älteren Termiten deutlich größer. Da die Kiefer der Arbeiter mit zunehmenden Alter stumpfer waren, folgerten die Wissenschaftler, dass betagtere Arbeiter weniger gut zur Nahrungsbeschaffung geeignet sind und ihren letzten Beitrag für ihr Volk durch Selbstmord leisten. Das zeigte sich auch im Verhalten der Tiere: Sie waren deutlich aggressiver als die jüngeren, weißen Arbeiter, die das Proteinkristall noch nicht gebildet hatten. Ihr Gift war zudem wirkungsvoller als das der weißen Arbeiter, und sie zerbarsten leichter, wenn sie gereizt wurden.

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