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News: Blockierter Bote

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen treten meist in Schüben und häufig unvorhergesehen auf. Trotz intensiver Forschungen bleiben die krankheitsauslösenden Ursachen jedoch immernoch weitgehend unbekannt, weshalb Ärzte nur die Symptome behandeln können. Deutsche Forscher fanden nun einen an der Entzündung beteiligten Botenstoff - das Interleukin-18 - und hoffen dadurch die Krankheit einmal heilen zu können.
Fehlregulationen des Immunsystems können chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa hervorrufen. Inzwischen kennen Wissenschaflter viele Botenstoffe, die solche Entzündungen der Darmschleimhaut auslösen. Gegen einen dieser Botenstoffe, den Tumor-Nekrose-Faktor, entwickelten sie bereits einen Antikörper, der bei einzelnen Patienten die Erkankung deutlich lindert. Es sind jedoch noch weitere Botenstoffe an der Entzündung beteiligt, die schwere Durchfälle, Gewichtsabnahme und Entzündungen im Bauchraum verursachen können.

Bereits 1989 entdeckte eine japanische Arbeitsgruppe 1989 das Protein Interleukin-18. Es gehört zu der Gruppe von Interleukinen, die über verschiedene Mechanismen – wie die Aktivierung von T-Lymphozyten – Entzündungsreaktionen im Organismus steuern. 1999 wiesen Forscher nach, dass Interleukin-18 vermehrt in der entzündeten Darmschleimhaut chronisch erkrankter Patienten entsteht.

Andreas Eigler von der Universität München prüfte jetzt zusammen mit Britta Siegmund und Charles Dinarello der University of Colorado, ob diese vermehrte Bildung von Interleukin-18 auch wesentlich an der Krankheitsentstehung beteiligt ist. Dazu lösten sie bei Mäusen mit einer Zuckerverbindung im Trinkwasser eine Darmentzündung aus, die der Erkrankung beim Menschen ähnelt. Einem Teil der Tiere verabreichten sie einen Antikörper gegen Interleukin-18, der sich an dieses Protein wie eine Haube anlegte und es somit unwirksam machte. Die so behandelten Tiere zeigten einen wesentlich leichteren Krankheitsverlauf als die unbehandelten Kontrolltiere.

"Dies ist das erste mal, dass in vivo, also im lebenden Organismus, eine notwendige Rolle von Interleukin-18 bei dieser Form der Darmentzündung nachgewiesen wurde", erklärt der Leiter der Forschungsabteilung in München, Stefan Endres. "Dies hilft zum einen den Ablauf bei der Entstehung dieser Erkrankung besser zu verstehen, zum anderen ergibt sich damit ein neuer Ansatzpunkt für die Behandlung."

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