Blue Ghost 1: Halbzeit auf dem Mond

Seit dem 2. März 2025 befindet sich die Sonde Blue Ghost 1 der privaten Raumfahrtfirma Firefly Aerospace auf dem Erdtrabanten im Mare Crisium, auch als das rechte Auge des Mondgesichts bekannt. Am 9. März war nun Halbzeit ihrer geplanten Aktivität auf dem Mond, denn die Missionsdauer ist auf 14 Tage ausgelegt. Das liegt daran, dass am 16. März im Mare Crisium die Sonne untergehen wird, so dass die solarbetriebene Sonde keine Energie mehr erhält.
Derzeit laufen alle elf Experimente an Bord der Sonde sehr zufrieden stellend, und die US-Raumfahrtbehörde NASA sowie die Privatfirmen, die mit Blue Ghost 1 Experimente auf den Mond geschickt haben, zeigen sich auch angetan. Ein Großteil der erhofften Daten ist schon gesammelt und zur Erde übertragen, aber in den verbleibenden Tagen im Mare Crisium sind noch interessante Beobachtungen geplant.
Am 14. März ereignet sich eine auch von uns zumindest zu Teilen verfolgbare totale Mondfinsternis: Dann geht bei uns der teilweise verfinsterte Mond am Westhorizont vor Erreichen der Totalität unter. Blue Ghost bietet sich nun das Schauspiel einer totalen, von der Erde ausgelösten totalen Sonnenfinsternis. Hierbei nimmt unser Planet am Mondhimmel einen vierfach größeren Durchmesser als der Mond bei uns ein, und das Tagesgestirn verschwindet deswegen für etwa zwei Stunden vollständig hinter der Erde. Allerdings wird es dabei nicht völlig dunkel, denn durch die Erdatmosphäre wird das Sonnenlicht gebrochen und zum Mond hingelenkt. Für Blue Ghost wird daher ein schmaler rötlicher Ring am Firmament sichtbar sein, und die umgebende Mondlandschaft wird in ein rötliches Licht getaucht. Ein solcher Anblick der Erde bot sich den Astronauten der Mission Apollo 12 im November 1969 auf dem Rückflug zur Erde.
Zum Missionsende am 16. März soll der Lander verfolgen, wie die Sonne hinter dem Mondhorizont verschwindet. Dabei soll er Berichten des Apollo-17-Astronauten Eugene Cernan aus dem Dezember 1972 nachgehen, der beim Verschwinden der Sonne hinter dem Mondhorizont beobachtete, dass es einen feinen Staubschleier über der Mondoberfläche und seltsame Lichteffekte im Bereich der untergegangenen Sonne gab. Diese konnte er mit den analogen Filmkameras nicht festhalten, sondern nur per Hand im Missionsbuch skizzieren. Nun sollen die hochempfindlichen elektronischen Kameras von Blue Ghost entsprechende Bilder machen und zur Erde übermitteln, bevor die Bordbatterien an Bord der Sonde in der 14-tägigen Mondnacht zur Neige gehen. Es besteht eine winzige Chance, dass Blue Ghost 1 die Mondnacht übersteht und sich Anfang April noch einmal meldet.
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