Direkt zum Inhalt

Botanik: Geisterhafte Pflanze überrascht japanische Forscher

Diese Pflanze führt meist ein sehr verstecktes Leben – und entging der Wissenschaft daher sehr lange. Sie gehört zur ersten neuen Pflanzengattung Japans seit 1930.
Die weiß-gelbliche, geisterartige Pflanze besitzt kein Blattgrün und wächst unter Laub auf braunem Boden. Sie ist klein
Diese auf Deutsch Feen-Laterne genannte Pflanze lebt sehr versteckt unter der Erde und kommt nur kurz zur Blüte an die Oberfläche.

Die japanischen Inseln sind Heimat einer reichhaltigen Flora. Und doch ist es eine kleine botanische Sensation, dass Biologen erstmals wieder eine neue Pflanzengattung für die Insel beschreiben können: Relictithismia kimotsukiensis konnte sich bis 2022 den Nachforschungen entziehen. Dann entdeckte der Amateurbotaniker Yasunori Nakamura die winzige Pflanze in den Kimotsuki-Bergen der Insel Kyushu, die er zusammen mit einem Team um Kenji Suetsugu von der Universität Kobe im »Journal of Plant Research« beschreibt.

Dass die Pflanze so lange der Forschung entgehen konnte, hängt mit ihrer speziellen Lebensweise zusammen: Sie wächst überwiegend unterirdisch und schiebt nur einmal pro Jahr für wenige Tage eine – in diesem Fall auch noch sehr unscheinbare – Blüte an die Oberfläche, die meist von abgefallenem Laub überdeckt wird. R. kimotsukiensis gehört zu einer Pflanzenfamilie, die auf Deutsch Feen-Laternen genannt werden, weil sie so klein sind und im Verborgenen blühen.

Wie ihre Verwandten produziert die neu beschriebene Art kein Chlorophyll und betreibt daher auch keine Fotosynthese. Stattdessen zapft sie unterirdisch das Myzel von Pilzen an und ernährt sich davon. Nur zur Fortpflanzung schiebt sie winzige Blüten aus dem Boden.

Wegen dieser versteckten Lebensweise dauerte es nach der Erstentdeckung ein Jahr, bis die Botaniker vier weitere Exemplare in den Laubwäldern rund um den ersten Fundort aufspürten. Bestandsschätzungen sind ebenfalls sehr schwer, eine erste Hochrechnung der Wissenschaftler geht allerdings von nur rund 50 Exemplaren aus, weshalb R. kimotsukiensis als bedroht eingestuft wurde. Dass überhaupt so viele Individuen so schnell gefunden wurden, erfreute Suetsugu: Er hatte befürchtet, dass es bis zu einem Jahrzehnt dauern könne, bis genügend Pflanzen für die Erstbeschreibung gesammelt werden könnten.

2023 meldeten Wissenschaftler der Universität Kobe, einen seltenen Verwandten von Relictithismia kimotsukiensis wiederentdeckt zu haben: Von der Art Thismia kobensis kannte man zuvor lediglich ein Exemplar, das im Juni 1992 bei der Großstadt Kobe gefunden wurde. Knapp 30 Jahre später stießen Botaniker dann auf weitere Vertreter dieser Art in einer Nadelbaumplantage in der Nähe der Großstadt.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.