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Mit Fernglas entdeckt: Die seltenste Pflanze der Welt

Selbst gut untersuchte Regionen wie die Hawaii-Inseln liefern noch überraschende Neuentdeckungen. Von einem bislang unbekannten Gewächs fand man nur ein einziges Exemplar.
Cyanea heluensis - die vielleicht seltenste Pflanze der Erde

Mehr als 1400 Pflanzenarten kennt man von den Hawaii-Inseln, rund 90 Prozent wachsen nur dort. Jetzt ist die Sammlung um eine Spezies reicher, und dabei handelt es sich zugleich um eines der seltensten Gewächse der Erde: Nur ein einziges Exemplar von Cyanea heluensis entdeckten Hank Oppenheimer und Jennifer Higashino trotz intensiver Suche in den Schluchten des Mauna Kahalawa auf Maui. Die Erstbeschreibung der Pflanze erschien in »Phytokeys«, die schon 2010 gefunden, aber erst jetzt wissenschaftlich vermerkt wurde.

Die beiden Biologen hatten mit einer speziellen Paste die Pflanze zu stärkerem Wachstum angeregt, um dann über einen Ableger ein neues Individuum im botanischen Garten zu ziehen. Dies misslang zwar, doch konnten sie auch einen Samen von Cyanea heluensis sammeln, aus dem schließlich eine weitere Pflanze wuchs. Sie gehört zur artenreichen Gruppe der Lobeliengewächse, die auf den Hawaii-Inseln rund 80 verschiedene Arten hervorgebracht hat. Sie gehen alle auf einen gemeinsamen Vorfahren zurück, der vor acht bis zehn Millionen Jahren auf der Inselkette angekommen war.

Cyanea heluensis unterscheidet sich von ihren Verwandten deutlich durch die Form der Blätter und ihre weiße Blüten. Oppenheimer wurde dadurch auf sie aufmerksam, als er mit einem Fernglas die Hänge des Untersuchungsgebiets absuchte. Die Pflanze wächst an einem sehr schattigen Ort in einem entlegenen Canyon des Vulkans auf Maui. Wahrscheinlich wird die Art durch Vögel bestäubt, die ihre orange gefärbten Beeren fressen und dadurch ihre Samen verbreiten.

Viele der ursprünglichen Vogelarten der Inselkette wurden allerdings in den letzten Jahrhunderten ausgerottet oder gingen im Bestand extrem zurück. Womöglich fehlt daher auch der Bestäuber des neu entdeckten Gewächses. Zudem fressen eingeschleppte Schnecken sowie Ratten Früchte, Samen und Blätter, was die Art weiter bedroht. Dazu kommen natürliche Risiken wie Erdrutsche in dem steilen Gelände. Oppenheimer und Higashino stufen sie deshalb direkt als vom Aussterben bedrohte Art ein.

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