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Anthropologie: Brachten Wikinger die ersten Roma nach England?

Die ersten Roma könnten die britischen Inseln bereits im 10. Jahrhundert erreicht haben – und damit 500 Jahre früher als bisher vermutet. Forscher aus Großbritannien fanden im Erbgut eines tausend Jahre alten Skeletts eine Mutation, die nur bei heutigen Roma vorkommt.

Ana Töpf und Rus Hoelzel von der Universität Durham hatten die mütterlicherseits vererbte mtDNA von 17 Skeletten isoliert, die in der englischen Stadt Norwich ausgegraben worden sind und aus dem 10. Jahrhundert stammen. Ein Individuum – ein in jungen Jahren gestorbener Mann – wies in Position 16 189 auf dem ringförmigen Erbgut eine Punktmutation auf, die auch bei 5,5 Prozent der Roma vorkommt, aber bisher sonst in keiner menschlichen Population nachgewiesen werden konnte. Die Person muss daher ebenfalls zu dieser Volksgruppe gehört haben oder von ihr abgestammt sein. Bisher nahmen Wissenschaftler an, dass die aus Indien stammenden Roma – früher abwertend "Zigeuner" genannt – ab dem 10. Jahrhundert ins Byzantinische Reich ausgewandert sind und erst später West- und Nordeuropa erreichten. Früheste Aufzeichnungen über die Roma auf den britischen Inseln sind vom Anfang des 16. Jahrhundert bekannt. Töpf und Hoelzel vermuten, dass Frauen der Roma durch die Wikinger nach England kamen – ob mit Gewalt oder freiwillig, bleibt unklar.

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